Protest gegen geplantes Rottenburger Gewerbegebiet

2070 Bürger fordern: Das Galgenfeld frei lassen

Aktionsbündnis übergibt 2070 Unterschriften gegen ein Gewerbegebiet zwischen Kiebingen und Rottenburg. OB Neher: Gemeinderat entscheidet im Februar.

29.11.2017

Von Michael Hahn

Im strömenden Regen kamen gestern Abend etwa 60 Kiebinger/innen zur Protestaktion auf den Rottenburger Marktplatz. Ihr Transparent hängten sie anschließend im Rathaus über die Sitzungssaal-Empore. Mitglieder des Gemeinderats ließen sich bei der Protestaktion nicht blicken – außer dem Kiebinger Landwirt und Freie-Bürger-Stadtrat Volkmar Raidt. Ganz links steht Ortschaftsrat Oswald Bachmann.Bild: Sommer

Im strömenden Regen kamen gestern Abend etwa 60 Kiebinger/innen zur Protestaktion auf den Rottenburger Marktplatz. Ihr Transparent hängten sie anschließend im Rathaus über die Sitzungssaal-Empore. Mitglieder des Gemeinderats ließen sich bei der Protestaktion nicht blicken – außer dem Kiebinger Landwirt und Freie-Bürger-Stadtrat Volkmar Raidt. Ganz links steht Ortschaftsrat Oswald Bachmann.Bild: Sommer

So voll war es selten im Neuen Sitzungssaal des Rottenburger Rathauses: Mehr als 50 Anhänger der Initiative „Nein zum Gewerbegebiet Galgenfeld“ drängten gestern Abend in die Bürgerfragestunde des Gemeinderats. Als Vertreter des Aktionsbündnisses übergab der Kiebinger Ortschaftsrat Oswald Bachmann genau 2070 Unterschriften an Oberbürgermeister Stephan Neher.

Die letzten zwei Unterstützer hatten erst wenige Minuten zuvor auf dem Marktplatz unterschrieben: „Wir setzen uns ein für den Erhalt einer freien und unbebauten Landschaft (...) zwischen Kiebingen und Rottenburg.“ Die Unterschriften stammen laut Bachmann jeweils knapp zur Hälfte aus Kiebingen und aus der Kernstadt.

Die Stadtverwaltung prüft derzeit mehrere Flächen im Norden und im Osten der Kernstadt auf ihre Eignung für ein neues Gewerbegebiet (wir berichteten). Darunter befindet sich auch das so genannte Galgenfeld: insgesamt 27 Hektar beiderseits der L370 (Kiebingen-Rottenburg).

Bei einer halbstündigen Protestaktion vor dem Rathaus zeigte Stefan Schwab per Beamer einige Drohnen-Luftbilder der Landschaft dort – und mehrere Fotomontagen mit großen Fabrikhallen. „Wir hoffen, dass wir das nie erleben müssen.“ Es gebe auch anderswo noch „genügend Möglichkeiten für eine Entwicklung“, sagte Schwab. „Diese Flächen sollte man als allererstes mal prüfen.“ Gemeint waren vor allem die Gebiete „Oberes Feld“ (am Autobahnzubringer L361) und „Rottenburg-West“ (Richtung Remmingsheim).

Drinnen am Saalmikrofon stellte Bündnis-Sprecher Dietmar Lipkow mehrere Fragen an OB Neher. Wie ist der weitere Zeitplan? Verhandelt die Stadt bereits mit dem Regionalverband? Denn der aktuelle Regionalplan (von 2013) verbietet Neubauten im Galgenfeld. „Wir sind ständig im Kontakt mit dem Regionalverband“, antwortete der OB ausweichend.

Erst gestern Vormittag habe die Regionalversammlung getagt (in Metzingen-Neuhausen), sagte Neher. Das Gremium habe eine neue „Gewerbestrategie in Auftrag gegeben“. Der Druck für neue Wohn- und Gewerbegebiete in der Region sei „sehr groß“, deswegen wolle man 2018 den Regionalplan „fortschreiben“.

Zunächst einmal muss aber der Rottenburger Gemeinderat eine Grundsatz-Entscheidung treffen, ob er neue Gewerbegebiete ausweisen will – und wo. Eine Arbeitsgruppe aus Stadträten, Ortschafts- und Verbandsvertetern arbeite derzeit an einem Gutachten. Damit sollen die theoretisch möglichen Gewerbeflächen nach bestimmten Kriterien bewertet werden. Dieses Gutachten will der OB „noch vor Weihnachten“ im Gemeinderat vorstellen. Dann könne das Gremium „im Februar“ darüber entscheiden.

Ob das Gutachten ein bestimmtes Gebiet favorisieren wird, ließ sich Neher nicht entlocken. Nur so viel: „Keine dieser Flächen kommt nicht in Frage.“

Die Stadt könne derzeit „keiner Rottenburger Firma Erweiterungsmöglichkeiten anbieten“, sagte der OB. Man habe eine Umfrage unter 1300 Firmen gestartet, rund 150 antworteten (laut Finanzbürgermeister Hendrik Bednarz eine „sehr gute Quote“). Daraus ergab sich laut Neher ein Bedarf an zusätzlichen Gewerbeflächen „in der Größenordnung von 30 bis 50 Hektar“. Die Aktionsbündnisleute reagierten mit leisem Aufstöhnen.

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Erstellt:
29.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 22sec
zuletzt aktualisiert: 29.11.2017, 01:00 Uhr

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