Viele reisten weit zur Streik-Kundgebung am Mittwoch

2000 Verdi-Mitglieder machten sich in Reutlingen für ihre Forderungen stark

Ordentlich Lärm herrschte am Mittwochmittag in der Reutlinger Innenstadt. Knapp 2000 Verdi-Mitglieder aus dem Öffentlichen Dienst machten mit einem unüberhör- und unübersehbaren Warnstreik auf ihre Tarifforderungen aufmerksam.

12.04.2018

Von Kathrin Kammerer

Streik-Kundgebung am Mittwoch auf dem Reutlinger Marktplatz. Bild: Franke

Streik-Kundgebung am Mittwoch auf dem Reutlinger Marktplatz. Bild: Franke

Die Gewerkschaft fordert für die rund 2,3 Millionen Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen 6 Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Monat. „Die Lage ist ernst! Ich will doch nur euer Bestes: Euer Geld“ sprach ein großer Arbeitgeber-Fuchs auf einem der mitgetragenen Plakate zur Arbeiterschaft. „Was wollt ihr mehr?“ heizten die Gewerkschafts-Sprecher die Menge in der Mittagshitze an. „Geld!“ kam es hundertfach zurück.

Die Streikenden hatten teilweise lange Anreisewege. So demonstrierten das Albstädter und das Balinger Klinikum gemeinsam mit den Tübinger Stadtwerken, die Rottenburger Verwaltung gemeinsam mit den Reutlinger Stadtwerken, den Sparkassen und der Telekom. „Die Arbeitgeber sitzen auf den vollsten Kassen, die der Staat je hatte“, empörte sich die Verdi-Bundesfachgruppenleiterin der Sparkassen, Stefanie Rabe. Wenn ein Sparkassen-Chef 489.000 Euro Jahresgehalt bekomme, solle der bei sich selbst mit Sparplänen anfangen: „Wasser predigen und selbst Champagner saufen – das geht gar nicht.“

Auch TAGBLATT-Redakteur und Verdi-Mitglied Michael Hahn sprach ein Grußwort. Er habe extra frei nehmen müssen, da seine Kinder nicht in die bestreikte Kita gehen konnten. „Als Vater ist das natürlich ärgerlich“, sagte er. Aber er wisse, welche Arbeit die Erzieherinnen leisten und stehe hinter deren Forderungen. Hahn wies darauf hin, dass auch die Tageszeitungs-Journalisten am Montag und Dienstag gestreikt hatten. „Nur erfährt man von unserem Streik oft nicht, da trotzdem eine Zeitung rauskommt.“ Er berichtete von den 1,3 Prozent Lohnerhöhung, welche die Journalisten von Verleger-Seite aus bekommen würden. Diese Zahl rief auch bei den Verdi-Streikenden Unverständnis hervor. Die Journalisten fordern 4,5 Prozent.