Börse
20 Milliarden in zwei Tagen verzockt
Aufstieg und Fall. Ein Grundmotiv für Dramen in Romanen, auf Bühnen und der großen Leinwand.
Kaum ein Film der Hollywood-Legende Martin Scorsese folgt nicht dieser Logik: mit viel Genuss wird der Weg des Hauptprotagonisten nach oben gezeichnet, oft begleitet von Exzessen. Doch, irgendwann, dreht sich das Blatt. Zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung.
Den Fall von Bill Hwang hätte Scorsese fast in Realzeit zeigen können. Der in den USA lebende Aktienhändler hatte sich ein Privatvermögen von 20 Milliarden US-Dollar erzockt. Innerhalb von zwei Tagen war alles weg. Als wäre es nie dagewesen. Hwang hat laut Recherchen von Bloomberg auch mit Milliarden auf dem Konto ein Leben ohne protzigen Luxus geführt. Das wird für den streng gläubigen Christen, der viel Zeit und Geld in seine wohltätige Stiftung investiert hat, zukünftig alternativlos.
Wie verliert man 20 Milliarden Dollar in zwei Tagen, fragt sich der Otto-Normalverbraucher? Nun, indem man ein Portfolio mit nur drei oder vier Unternehmen führt, also alles auf nur sehr wenige Karten setzt. Dann nimmt man viele Kredite auf, um die Investment-Summe auf 100 Milliarden zu verfünffachen – und kann die Darlehen nicht mehr zurückbezahlen. Wenn Sie, lieber Leser, mal einen schlechten Tag haben, denken Sie an Bill Hwang. Immerhin hatten Sie nicht vorgestern noch 20 Milliarden und heute nichts mehr. Dominik Guggemos