Leichtathletik

16 Schritte zur Deutschen Meisterschaft

Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo dürfte der Titel in Braunschweig auch mit verkürztem Anlauf nicht zu nehmen sein.

07.08.2020

Von MANUELA HARANT

Will trotz verkürztem Anlauf Deutsche Meisterin werden: Malaika Mihambo. Foto: Eibner

Will trotz verkürztem Anlauf Deutsche Meisterin werden: Malaika Mihambo. Foto: Eibner

Braunschweig. Buchstäblich mit angezogener Handbremse will Malaika Mihambo am Sonntag den Deutschen Meistertitel im Weitsprung holen. 16?statt 20 Schritte Anlauf, das kann bei der Weltmeisterin von der LG Kurpfalz schon einen halben Meter ausmachen. „Das Ziel ist natürlich trotzdem, Deutsche Meisterin zu werden. Ich freue mich auf diese Herausforderung“, sagt die 26-Jährige, für die die Titelkämpfe in Braunschweig allerdings nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zur Verwirklichung ihres großen Traums sind: dem Olympiasieg in Tokio. Wegen Corona nicht in diesem, sondern aller Voraussicht nach im nächsten Jahr.

Und so gilt es beim ersten Weitsprung-Wettbewerb, den Malaika Mihambo seit Ausbruch der Corona-Pandemie bestreitet, vor allem sich nicht zu verletzen. „Die Verkürzung des Anlaufs ist eine reine Vorsichtsmaßnahme“, erklärt Bundestrainer Uli Knapp. „Aber dadurch wird der Wettkampf auch richtig spannend“, prognostiziert der Weitsprung-Experte. Denn Mihambos Sprünge werden aufgrund der geringeren Anlaufgeschwindigkeit weit unter der Sieben-Meter-Marke liegen, so dass Konkurrentinnen wie Merle Homeier (Bestleistung: 6,57 m) oder Maryse Luzolo (6,49) zumindest hoffen dürfen, Mihambo die Show zu stehlen.

Doch selbst das wäre für die Weltmeisterin aus Heidelberg kein Beinbruch, geht es in dieser Saison doch nicht um Titel und Rekorde, sondern vor allem um die Grundlagen für das kommende Jahr. „Dieses Jahr ist nicht auf Höchstleistung getrimmt“, erklärt die Weltmeisterin, „da geht es vielmehr darum, dass man ein paar Spitzen setzt in der Belastung.“ Um sich auf den vorläufigen Karriere-Höhepunkt in Japan perfekt zu rüsten, wollte sich Mihambo ursprünglich mit Leichtathletik-Legende Carl Lewis in den USA zusammentun. Doch aufgrund der Corona-Krise konnte sie noch nicht nach Texas reisen und steht nur noch virtuell mit ihrem neuen „Heimtrainer“ in Kontakt.

Und auch das angesichts der besorgniserregenden Pandemie-Zahlen in Amerika nur sporadisch: „Es gibt immer wieder mal Videokonferenzen, aber vor Ort sind erst einmal ganz andere Dinge wichtig“, erklärt Mihambo die Situation. Daher sei noch gar nicht abzusehen, wann sie in Übersee trainieren könnte. Im Hinblick auf die Tokio-Vorbereitung beunruhige sie das aber nicht: „Ich fühle mich hier in Deutschland sehr gut aufgehoben.“

Normalerweise geht es bei Deutschen Meisterschaften nicht nur um Titel und Medaillen, sondern auch um Vorleistungen zur Nominierung für internationale Wettkämpfe. Das fällt zwar weg, und doch wird sich Mihambo an die Wettbewerbe, bei denen sich im und ums weite Rund der Tartanbahn exakt 999 Personen tummeln, noch lange erinnern: „Das werden die bedeutungsvollsten Deutschen Meisterschaften“, betont die Sportlerin des Jahres 2019. Schließlich sind nun alle Augen auf Braunschweig statt auf Tokio gerichtet, wo ursprünglich ebenfalls am Sonntag die Olympischen Spiele 2020 zu Ende gegangen wären.