TAGBLATT-Weihnachtsspendenaktion

114.487 Euro sind’s geworden: Vor allem ist es Wertschätzung

Für einen therapeutischen Garten und für Tima spendeten die TAGBLATT-Leserinnen und Leser in diesem Jahr 114.487 Euro.

02.02.2022

Von Lisa Maria Sporrer

Zeichnung: Sepp Buchegger

Zeichnung: Sepp Buchegger

Zunächst waren sie etwas zögerlich, ängstlich – zu Recht: Wer will schon in der Zeitung als psychisch Kranker auftauchen? Im Laufe der Berichterstattung aber tauten die Mitarbeiter in der Gärtnerei des Vereins für Sozialpsychiatrie (VSP) regelrecht auf, fassten Vertrauen und gaben immer mehr von sich preis. Es ist wie bei vielen Projekten der Weihnachtsspendenaktion des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTs: Es geht nicht alleine darum, Geld zu sammeln. Wobei das natürlich existentiell ist für die Projekte, die sich bewerben.

Es geht aber um noch viel mehr: zu erfahren, dass es okay ist, wenn man Hilfe braucht. Dass es Leute gibt, die für einen da sind, die helfen wollen. Es sei so wahnsinnig berührend, dass da Menschen seien, „die für uns Geld spenden. Für die Arbeit, die für uns hier gemacht wird. Damit wir wieder Fuß fassen können. Wildfremde Menschen. Da fühlt man sich richtig angenommen“, sagte eine der Klientinnen bei einem der Termine.

114.487 Euro spendeten die TAGBLATT-Leserinnen und Leser für die beiden Projekte der diesjährigen Aktion: 57.107 Euro gehen an die Tübinger Initiative für Mädchenarbeit mit ihren Fachstellen für Essstörungen und Gewaltprävention (Tima), die gemeinsam mit den Pfunzkerlen im März eine Fachberatungsstelle zu sexualisierter Gewalt eröffnen wird. Etwa genauso viel, 57.380 Euro, bekommt der VSP für das geplante Gebäude für die Gärtnerei im Ammertal.

Besonders froh über die große Resonanz auf die Spendenaktion ist Elisabeth Frate, die Verlegerin des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTs: „Ich bin begeistert, dass trotz der schwierigen Lage, in der sich viele Menschen gerade wegen Corona befinden, so viel Geld zusammengekommen ist. Die Spendenbereitschaft der Leserinnen und Leser ist unheimlich beeindruckend. Ich bedanke mich bei allen, die zu diesem großartigen Ergebnis beigetragen haben.“

„Toll. Klasse. Super“, sind die ersten Worte von Petra Sartingen, als sie die Gesamtsumme hört und erfährt, dass für Tima sogar mehr Geld gespendet wurde, als sie sich anfangs erhofft hatten. Rund 45.000 Euro Finanzbedarf hatte Tima angemeldet: erstens für die Ausstattung der Räume in der neuen Fachberatungsstelle, zweitens für die neuen Beratungsangebote und drittens für Präventionsprojekte.

„Mit der Summe können nun nicht nur alle unsere Vorhaben realisiert werden, wir können sogar das Präventionsangebot noch ausbauen“, sagt Sartingen. „Einen herzlichen Dank an alle Leserinnen und Leser, die so großzügig gespendet haben“, sagt sie. Und: „Wir sehen darin auch eine große Wertschätzung für unsere Arbeit. Das freut uns ganz besonders.“ Auch die Verantwortlichen beim VSP betonen im Zusammenhang mit den Spenden die damit verbundene Wertschätzung ihrer Arbeit: „Wir haben so viele Rückmeldungen bekommen, so viel Resonanz auf die ganzen Artikel“, sagt Kerstin Weiß. Viele Leute seien bei der Gärtnerei vorbeigekommen und hätten ihre Hilfe angeboten, auch Gerätschaften. „Ich bin wirklich überwältigt von der Unterstützung der Tübingerinnen und Tübingern“, sagt sie.

Zwar reichen die knapp 60.000 Euro nicht ganz für das geplante Gebäude auf dem Grundstück im Ammertal. „Aber das hilft uns auf jeden Fall schon mal sehr weiter. Das ist ein toller Grundstock“, sagt VSP-Geschäftsführerin Barbara Wolf.

Mehr noch als die hohe Spendenbereitschaft beeindruckt auch sie die Hilfsbereitschaft in der Region. Zumal sie die Erfahrung gemacht hat, dass es nicht einfach ist, Spenden für diese Zielgruppe zu bekommen. „Wir merken, dass es noch immer Vorbehalte gibt gegen das Krankheitsbild, dass es noch immer Stigmatisierungen gibt. Aber die Tübinger Bevölkerung ist so aufgeschlossen. Das sehen wir nun auch an der Spendenbereitschaft. Das ist wirklich bemerkenswert.“

Das ist der fünftbeste Wert von allen Spendenaktionen des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTS. Den höchsten Spendeneingang überhaupt verzeichneten wir im vergangenen Jahr. 389.722 Euro kamen für Schnelltests am Arztmobil, für die Palliativstation des Uniklinikums und für Kunst und Kultur zusammen.

Schon einmal, 2015/16, war die Spendenbereitschaft außergewöhnlich hoch: Damals kamen für ein Arztmobil und die Palliativ-Medizin am Paul-Lechler-Krankenhaus 326.325 Euro zusammen.

Groß-Spenden und Quittungen

771 Menschen überwiesen Geld auf das TAGBLATT-Konto. Nicht nur viele Firmen und Stiftungen spendeten hohe Beträge (etwa Digsilent: 15.000 Euro), auch Einzelpersonen spendeten teils fünfstellige Summen. Für den Versand der Spendenbescheinigungen sind, wie in jedem Jahr, die gemeinnützigen Träger der Projekte zuständig.