350 Leute demonstrieren auf dem Marktplatz gegen die AfD

100 Antifa-Aktivisten versuchen vergeblich, Alexander Gaulands Auftritt zu verhindern

22 Verbände und Organisationen haben zu der gestrigen Kundgebung gegen die AfD anlässlich des Auftritts von AfD-Spitzenmann Alexander Gauland im Spitalhofsaal aufgerufen – gut 350 Menschen sind auf den Reutlinger Marktplatz gekommen.

29.01.2016

Von dem

Bild: Haas

Bild: Haas

Reutlingen. Als Verdi-Bezirks-Chef Martin Gross nach dem Grünen-Landtagsabgeordneten Thomas Poreski, dem Ersten IG-Metall-Bevollmächtigten Ernst Blinzinger und dem Reutlinger SPD-Ortsvorsitzenden Boris Tölle gerade mit seiner Rede an der Reihe war, setzten sich Punkt 18.38 Uhr etwa 50 Frauen und Männer aus dem Antifa-Lager in Bewegung Richtung Spitalhofsaal. Gross appellierte deshalb an die Leute auf dem Marktplatz, „wir bleiben hier und lassen uns nicht von Gewalt anstecken!“

Vor dem Spitalhof empfing die Polizei die Antifa – unter anderem mit einer Salve Reizgas. Auch aus den Reihen der Demonstranten, die „Polizisten schützen Faschisten!“ skandierten, wurde laut Polizei Pfefferspray gegen die Beamten eingesetzt. Viele Passanten zeigten mit ihren Äußerungen aber keinerlei Verständnis für diese Aktion, die dadurch sogar eher noch zur Wahlkampfhilfe für die AfD wurde. Deren Redner Alexander Gauland selbst war bereits vor 18 Uhr in den Spitalhofsaal gekommen, um 19.10 Uhr war der Versammlungsort mit rund 200 Zuhörerinnen und Zuhörern fast komplett gefüllt. Wer sich zwischen Polizei und Demonstranten durchzwängte, musste sich teilweise Beschimpfungen der Antia anhören.

Derweil hatten AfD-Gegner den Eingang zum Spitalhof von der Metzgerstraße aus mit einem Fahrradschloss dicht gemacht. Um 19.45 Uhr musste die Polizei deshalb mit einem Bolzenschneider anrücken, berichtete Reutlingens Ordnungsamtsleiter Albert Keppler. Währenddessen ließ das Tonne-Theater die Besucher des um 20 Uhr beginnenden, ausverkauften Monospektakel-Stücks über den Notausgang und die frisch gewischte Bühne in seine Spielstätte im Spitalhof, sagte Tonne-Dramaturgin Karen Schultze. Durch die Blockadeaktionen hatten auch einige Kinder nach ihrem Musikunterricht längere Zeit in der Musikschule ausharren müssen. Sie wurden über den Notausgang des Tonne-Theaters aus dem Spitalhof gebracht.

Um 20.09 Uhr zogen die insgesamt etwa 100 Blockierer dann ab und in einer spontanen Demo zum Hauptbahnhof. Bei einer Rangelei hat ein Polizist laut Pressesprecher Björn Reusch eine Platzwunde erlitten, ein anderer sowie linke Demonstranten bekamen Reizgas ab.