Übrigens…

1!-2!-3!-4!-5!--6!-7!-8!-9!-10!

Jetzt, vor dem Stocherkahnrennen, hört man es wieder täglich: 1!-2!-3!-4!-5!-6!-7!-8!-9!-10! Es knallt übers Wasser, schallt über die Wiesen, schwappt die Mauern hoch, laut, laut, laut, so laut wie möglich. Kein Stocherkahn auf Probefahrt scheint das infrage zu stellen. Warum nicht? Wieso muss der Eintreiber schreien, als stünde er auf Höhe der Neckarbrücke, der letzte seiner Stocherer auf Höhe des Silcherdenkmals?

12.05.2016

Von Peter Ertle

Warum muss überhaupt geschrien werden? Tübingen ist eine Musikstadt. Nein, bitte nicht singen statt zählen! So war es nicht gemeint. Aber man könnte sich an eine andere Musiktradition erinnern: den Dirigenten. Warum kann der Mann da vorne nicht einfach dirigieren? Was wäre das für ein Schauspiel! Und völlig still.

Oder man nehme den Fußball als Vorbild: Technisch wäre eine Verbindung zwischen Taktgeber und Mannschaft möglich, wie sie zwischen Schieds- und Linienrichtern üblich ist. Dann würde auch ein Flüstern reichen. Kontakt mit Wasser ist für solche Geräte zwar schlecht. Das könnte aber ein zusätzlicher Ansporn sein, nicht zu kentern. Außerdem: Wenn am Ende 5 Prozent der Mikros und Ohrstöpsel den Bach runtergehen – das sollte einem der Spaß doch wert sein.

Ach, die Vorschläge für stille Übungseinheiten werden scheitern. Der Mensch will sich spüren, auch akustisch, er will laut sein, vor allem beim Teamsport, Schreien ist Freudenäußerung, Imponiergehabe, dient der Motivationssteigerung.

Bloß: Warum müssen es immer Zahlen sein und noch dazu die selben? Es ist so einfallslos, so monoton!

Wäre nicht mal ein Wacht!-auf!-Wacht!-auf!-Wacht-auf! eine schöne Idee, nicht nur für Stocherer, die morgens üben und tausendfach verflucht werden, sondern grundsätzlich, als immer passender Menschheitsweckruf?

Mir persönlich gefiele ein Moooo!-ment!-Moooo!-ment!-Moooo!-ment!-Moooo!-ment! ganz besonders gut.

Oder ein Mehr!-Mehr!-Mehr!-Mehr!-Mehr!-Mehr!-Mehr!-Mehr!-Mehr!-Hirn!

Ein Schwan!-Lurch!-Schwein-Pferd!-Frosch!-Knie!-Fuchs!-Maus-Hund!-Hahn!-Wolf! würde sich für den Kahn des Tierheims eignen. Und wäre überdies als Intelligenztest einsetzbar: Finden Sie das unstimmige Detail!

Was die Kostüme angeht, zeigen sich die Teams phantasievoll, jedenfalls beim Rennen. Warum nicht beim Schreien? Und warum nicht schon beim Üben? Aus dem Kahn der Fachschaft Medizin tönte einem ein Skal!-pell!-Skall!-pell!-Skal!-pell! entgegen, Burschenschaften entschieden sich für Bier!-Bier!-Bier!-Bier!, da wüsste man doch gleich, woran man ist. Aus dem Kahn der Abiturienten schallte einem ein vielfaches A!-biii!-A!-biii!-A!-biiii! entgegen. Und da wir hier zum Ende kommen, riefe es aus dem Kahn des Bestattungsinstituts: Aus!-is!-Aus!-is!-Aus!-is!

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Erstellt:
12.05.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 58sec
zuletzt aktualisiert: 12.05.2016, 01:00 Uhr

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