Ein unverpacktes Osterfest…

… mit Bruch-Schoki und Kunst am Ei

TAGBLATT-Redakteur Volker Rekittke über kreative Lösungen für Öko-Osterhäsle.

16.04.2019

Von vor

Wir müllen unseren Planeten zu. Mit Mikroplastik in Duschgel und Kosmetika, das Gewässer und Böden belastet. Mit Mikrofasern aus synthetischer Kleidung, die in der Luft herumschwirren. Mit nicht recyceltem Verpackungsmüll, der in die Meere gelangt. „Great Pacific Garbage Patch“ heißt der riesige Plastikstrudel, der sich im Nordpazifik auf einer Fläche von rund 1,6 Millionen Quadratkilometern ausbreitet. Deutschland würde viermal darin Platz finden. Noch sehr viel mehr Plastikmüll sinkt in tiefere Wasserschichten und auf den Meeresboden.

Immer mehr Menschen versuchen deshalb, auf Plastikverpackung & Co zu verzichten. Wie das geht, beschreibt Shia Su in ihrem Buch „Zero Waste – Weniger Müll ist das neue Grün“. Auch in Tübingen (am Nonnenhaus) und Reutlingen (am Weibermarkt) gibt es seit eineinhalb Jahren Unverpackt-Läden. In denen können Nudeln und Nüsse, Haferflocken und Linsen, Milch, Brot und Käse mit Stofftasche und Glasgefäß eingekauft werden.

Weil bald Ostern ist: Gibt’s auch unverpackte Schoko-Osterhasen fürs Nest? Nein, sagt Andrea Kurrle-Ortanca im Tübinger Unverpackt-Laden: „Man muss ein bisschen kreativ sein, wenn man ganz auf Verpackungen verzichten will.“ Was es im Laden gibt, sind Bruchschokolade, Fruchtgummibärle und Schoko-Knusperkugeln. Osterhasen oder -lämmer kann man sich schließlich auch selbst backen und danach mit Schokolade, Puderzucker oder Zuckerguss versüßen.

Die Formen dazu gibt’s in verschiedenen Größen ein paar Gassen weiter bei Haushaltswaren Dinkel. Während man im „Mokka“ gleich nebenan auch mit der Tupperdose kommen und Trüffel oder Pralinen lose kaufen kann, sucht man unverpackte Schokohäsle und -eier bei Alnatura wie auch im Marktladen vergeblich. Dafür gibt’s Bruchschokolade – nicht unverpackt, aber immerhin ohne Plastikhülle – im Schoko-Shop bei Ritter Sport in Waldenbuch: jeweils vier Quadrate in einer weißen, unbedruckten Papiertüte. Aktuelle Geschmacksrichtungen: Knusperkeks, Erdbeer- und Kakaomousse. Wer mit dem (E-)Bike hinfährt, hat ein paar der zu erwartenden österlichen Kalorien bereits weggeradelt und kann nebenbei eine ganz ordentliche CO2-Bilanz vorweisen. Auch nicht unwichtig: Ritter Sport achtet beim Rohstoff Kakao immer mehr auf faire Beschaffung.

Was fehlt noch im Osternest? Für den Boden Moos aus dem Wald oder Stroh – statt Plastikgras. Das Moos kann auch ein wenig befeuchtet und nach Ostern wieder in den Wald gebracht werden.

Und dann natürlich: die Ostereier. Nicht aus Schokolade jetzt, sondern möglichst bio und von glücklichen Freiland-Hühnern. Und weiß sollten sie sein. Das Färbe-Rezept meiner Schwiegermutter in Immenhausen lautet so: Man koche einen Sud aus ein paar Handvoll roten oder braunen Zwiebelschalen, bis er Farbe angenommen hat. Alsdann werden schöne Gräsle und Blüten auf die Schalen gelegt. Die so präparierten Eier kommen in zurechtgeschnittene Stücke von alten Nylonstrümpfen (die ja immer mal wieder Laufmaschen kriegen, aber so prima verwertet werden können). Beidseitig stramm mit Faden zubinden. Die Eier kochen dann etwa acht Minuten in dem braunen Sud. Später, wenn Strumpfhose und Blüten weg sind, werden die österlichen Kunstwerke mit etwas Öl oder Fett eingerieben – eine glänzende Zierde für jedes Nest.