Windeln wechseln bei der Telefonkonferenz?

Wenn Familie und Beruf sich vereinbaren lassen

12.02.2018

Bild: ©nazarovsergey/Fotolia.com

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Männer wollen selbständig werden, mündige Erwachsene, die sich an Hausarbeit und Kindererziehung nicht nur helfend beteiligen, sondern ebenbürtige Partner sind. Frauen dagegen arbeiten zunehmend als nur geringfügigen Beschäftigen, streben nach einer mündigen Erwerbstätigkeit unabhängig vom Mann. Gleichzeitig bringen Ehegattensplitting und Familienversicherung Eltern in eine schwierige Lage: Junge Familien stehen finanziell einfach besser da, wenn ein Partner ganz zu Hause bleibt oder maximal einer geringfügigen Beschäftigung nachgeht. Meist ist das immer noch die Frau. Gemeinsam mit Frau Prof. Jutta Allmendinger stellte Manuela Schwesig, Bundesfamilienministerin, im Januar 2017 eine Studie vor, die in erster Linie eins belegt: Die Initiative muss von den Firmen und den Männern ausgehen.

Zwei Herausforderungen: Geburt des ersten Kindes und Pflegephasen

Bei den meisten heterosexuellen Paaren ohne Kinder sind Aufgaben im häuslichen Bereich noch recht gleichmäßig und nach Neigung verteilt. Nach der Geburt des ersten Kindes ändert sich das aber: Auch wenn der Wille zur gleichen Aufteilung von Erziehung und Haushalt da ist, fallen nun die meisten Aufgaben der Frau zu. Auch dann, wenn sie nach der Elternzeit in den Beruf zurückkehrt, bleibt die ungleiche Verteilung bestehen: Sie hat nicht nur den Beruf, sondern auch das Gros der Haushaltsarbeit und Erziehungsarbeit zu erledigen. Was sich wiederum auf die Berufstätigkeit ausübt, denn oft genug verhindert diese Mehrfachbelastung eine angemessene Weiterentwicklung, Fortbildung, die Übernahme verantwortungsvoller Aufgaben und Führungspositionen. Die Phase um die Geburt des ersten Kindes herum ist also besonders wichtig, um ein Umdenken in Sachen Vereinbarkeit von (angemessener) Berufstätigkeit und Familienleben zu initiieren.

Die zweite Phase setzt irgendwann zwischen dem vierzigsten und sechzigsten Lebensjahr ein. In dieser Zeit werden oft Angehörige pflegebedürftig. Auch in dieser Phase sind es die (oft schon durch die Kinder beruflich ins Abseits gedrängten) Frauen, die die Pflege übernehmen und sich beruflich noch mehr selbst im Weg stehen. Auch hier können Betriebe einiges tun, um die Lage zu verbessern.

Mögliche Lösungen: Teilzeitmodelle, Homeoffice, flexible Arbeitszeiten

Betriebsinterne Lösungsmöglichkeiten gibt es viele: Von der betriebsinternen (kostenlosen) Kinderbetreuung ab Kleinkindalter bis hin zu Eltern-Kind-Büros, Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten. Sogar die zeitweise Teilzeittätigkeit mit garantierter Rückkehr in eine Vollzeitbeschäftigung ist möglich, wird aber viel zu selten von den Betrieben offeriert.

Schon heute wünschen sich viele Familienväter flexiblere Arbeitszeiten, so dass sie beispielsweise die Kinder nachmittags aus Schule und Kindergarten abholen können, einige Stunden spielen oder bei den Hausaufgaben helfen und später ins Büro zurückkehren oder zu Hause im Arbeitszimmer per Homeoffice ihre Aufgaben erledigen. Dank überwiegend digitalisierter Arbeitsabläufe ist das auch möglich. Mit einem potenten Laptop von der Firma, dem Smartphone und einer WLAN-Verbindung ausgerüstet kann man von überall aus arbeiten. Die Kosten für Telekommunikation und das Arbeitszimmer im eigenen Wohnbereich können zumindest teilweise schon jetzt steuerlich geltend gemacht werden – aber es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass sich der Arbeitgeber an den Kosten beteiligt. Immerhin werden Dienstwagen, Diensthandy, Dienst-Laptop und dergleichen auch von der Firma gestellt. Da sollten ein Bürostuhl und ein Schreibtisch sowie eine Telekommunikationspauschale kein Problem sein.

Das Homeoffice muss allerdings sinnvoll eingerichtet sein. Denn weder am Küchentisch, noch bäuchlings auf dem Spielteppich im Kinderzimmer lässt es sich dauerhaft gut arbeiten. Das Mobiliar muss gut zum Rücken sein, um Erkrankungen vorzubeugen. Außerdem sollte das Homeoffice ähnlich wie das Büro im Unternehmen eingerichtet sein, nämlich mit einem ergonomischen Bürostuhl und einem höhenverstellbaren Schreibtisch, sowie einem großen Bildschirm zusätzlich zum Laptop.

Und die Männer?

Laut Studien wünscht sich fast die Hälfte der Männer ein familienfreundlicheres Arbeitsmodell. Aber die Traditionen sind stark: Wer ernsthaft auf Elternzeit besteht, sich in Teilzeit versetzen lässt oder ein Eltern-Kind-Büro nutzen will, manövriert sich damit immer noch in das Karriereende. Egal, ob Mann oder Frau in der Gesellschaft und in den Unternehmen muss ein Umdenken stattfinden, welches Familien ermöglicht den Alltag mit Kindern flexibel zu managen und trotzdem nicht auf eine Karriere verzichten zu müssen.