Altpapier

Sammlung am Samstag soll zeigen, ob’s sich lohnt

Anstatt von einer möglichen Pleite zu sprechen, wollen die Vereine abwarten wie die Sammlung läuft.

16.03.2018

Von Lisa Maria Sporrer

Ob das Altpapier, wie hier am Mittwoch vor der Lustnauer Mühle, noch oder schon liegt, ist nicht genau zu klären: Seit Einführung der Altpapiertonne herrscht bei vielen Anwohnern Unsicherheit darüber, wann was rauszustellen ist. Bild: Metz

Ob das Altpapier, wie hier am Mittwoch vor der Lustnauer Mühle, noch oder schon liegt, ist nicht genau zu klären: Seit Einführung der Altpapiertonne herrscht bei vielen Anwohnern Unsicherheit darüber, wann was rauszustellen ist. Bild: Metz

Im Januar standen die Tübinger Vereine vor einem großen Problem. Genauer gesagt: vor etlichen Altpapierbergen, die nicht abgeholt werden konnten, weil zu wenige Fahrzeuge geordert wurden. Wegen der Einführung der Altpapiertonne durch den Landkreis glaubten die Verantwortlichen nämlich, dass weniger Papier für sie übrigbleibe. „Wir haben uns schlicht und einfach verkalkuliert“, bedauerte Roland Schindler besonders dessen Folgen. Denn die liegengebliebenen Altpapiermassen mussten vom Verein zur Förderung der Rohstoffrückgewinnung (VZR), der die Vereinssammlungen koordiniert, entsorgt werden. „Letztlich haben wir Zusatzfahrzeuge bezahlen müssen und konnten null Euro an die Vereine auszahlen“, sagt Schindler, Vorsitzender des VZR.

Dabei benötigen die Vereine, die mit den Altpapiersammlungen ihre Vereinskassen aufbessern, das Geld. Die Naturfreunde Tübingen etwa finanzieren damit ihre Familiengruppe. Die Jahreshighlights wie ein Spaziergang mit Ziegen oder das Apfelfest leben von diesen Einnahmen, sagte der Vize-Vorsitzende, Peter Widmann-Rau. Er organisiert das Altpapiersammeln für die Naturfreunde und weiß um die Befürchtungen der Vereine seit Einführung der Tonne. „Von ursprünglich 50 Vereinen sind nur noch 25 übriggeblieben“, weiß Widmann-Rau aus der letzten Planungssitzung des VZR.

Das hätte zwei verschiedene Gründe, erklärte Schindler. Zum Einen würden die Vereine oft händeringend nach freiwilligen Helfern suchen; zum Anderen sei der Gewinn tatsächlich überschaubar. Im Durchschnitt habe man bisher 15 bis 25 Tonnen Altpapier pro Bezirk eingesammelt, rechnete Widmann-Rau vor. 8 Euro bekommt der Verein pro gesammelter Tonne. „Wir haben uns deshalb als Verein schon überlegt, ob es sich überhaupt noch lohnt. Denn wenn wir nur 15 Tonnen Papier am Straßenrand vorfinden, ergibt das für uns lediglich 120 Euro. Und das ist wenig Geld für einen Tag Arbeit.“

Auch der CVJM Tübingen beteiligt sich an den Altpapiersammlungen. Uwe Vöhringer, Organisator für die Sammlungen, hat die Einnahmen der letzten Jahre zusammengerechnet. „Wir haben dafür einen eigenen Topf“, sagt er. 2016 flossen dort 1200 Euro rein. 2017 waren es nur noch 1000 Euro. „Wir verwenden das Geld ausschließlich für die Jugendgruppen“, so Vöhringer, der in die Diskussion über Finanzen noch einen sozialen Aspekt mit einbringt: „Es geht ja nicht nur ums Geld, sondern auch um das Erleben von Gemeinschaft.“ Auf der Website des CVJM ist zu lesen: „Die Sammlungen sind seltener und kleiner, aber es gibt sie noch, ganz traditionell, ganz sozial gemeinsam erleben.“

Vor einer Debatte über eine mögliche Pleite des Dachvereins wolle man erst die kommenden Sammlungen abwarten, sagte Schindler – und wie gehabt planen. Das bedeutet: Die Fahrzeuganzahl nicht reduzieren. Nach wie vor soll pro Bezirk ein Fahrzeug unterwegs sein. „Und wir freuen uns auch, dass der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises separat auf unsere Sammlungen hinweist“, freut sich Schindler. Neuerdings auch per Abfall-App.

„Wir jedenfalls werden am kommenden Samstag wieder um 6 Uhr aufstehen und den ganzen Tag Altpapier in das Fahrzeug hieven“, sagte Widmann-Rau. Und hoffentlich nicht zu wenig, es soll sich ja schließlich lohnen.

Der problematische Dienstag in der Innenstadt

Bündelsammlungen im Innenstadtbereich sind für die Vereine kompliziert. Weil samstags kein Auto durch die belebten Gassen kommt, ist die Abfuhr auf einen Dienstag terminiert worden. „Da haben wir immer ein Problem, Freiwillige zu finden“, erläuterte Roland Schindler. Aber noch problematischer sei etwas anderes: Kartonagen vom Gewerbe. Denn je schwerer das Altpapier ist, desto mehr Tonnen kommen zusammen. Großer Karton hingegen verstopft nur das Auto, schilderte Schindler die Schwierigkeit, die er nun versucht mit dem Handel- und Gewerbeverein zu klären. Denn: „Es kann ja auch nicht sein, dass wir die Müllabfuhr fürs Gewerbe sind.“

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Erstellt:
16.03.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 49sec
zuletzt aktualisiert: 16.03.2018, 01:00 Uhr

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