Man kennt sich – und die Spiele

Die Rottenburgerin Okka Rau-Schmeckenbecher ist ihren Nimbus los

Platz fünf in Athen 2004 – damit war die Rottenburgerin Okka Rau-Schmeckenbecher bis vor wenigen Tagen die erfolgreichste deutsche Beachvolleyballerin bei Olympischen Spielen. Das sind jetzt Kira Walkenhorst und Laura Ludwig. Rottenburgs Leonie Welsch hat gegen Ludwig erst 2015 noch gespielt.

18.08.2016

Von Moritz Hagemann

Bei den Olympischen Spielen von Peking 2008 war die Rottenburgerin Okka Rau-Schmeckenbecher noch für Deutschland dabei. Archivbild: FIVB

Bei den Olympischen Spielen von Peking 2008 war die Rottenburgerin Okka Rau-Schmeckenbecher noch für Deutschland dabei. Archivbild: FIVB

Rottenburg. Beachvolleyball feiert in diesen Tagen von Rio de Janeiro eine kleine Premiere. Seit 20 Jahren ist der „Trendsport“, wie er gerne betitelt wird, erst olympisch. Und bis zum vergangenen Sonntag war Okka Rau-Schmeckenbecher die erfolgreichste deutsche Beachvolleyball-Olympionikin. Die heute 39-Jährige beendete die Spiele von Athen 2004 mit Stephanie Pohl auf dem fünften Platz. Doch in Rio hat das deutsche Duo Kira Walkenhorst (25) und Laura Ludwig (30) nun Rau-Schmeckenbechers Platzierung übertroffen. Traurig ist die in Rottenburg lebende Ostfriesin darüber aber nicht. Im Gegenteil: „Ich freu’ mich tierisch!“ Walkenhorst/Ludwig seien völlig zurecht so weit gekommen.

Erst im Mai 2015 machte Leonie Welsch (TV Rottenburg), die deutsche U20-Meisterin des vergangenen Jahres, im Sand von Hamburg die Erfahrung gegen Laura Ludwig zu spielen, die damals mit Jenny Heinemann antrat. Und dem Duo Welsch/Lisa Arnholdt beim 21:16, 21:17 keine Chance ließ. „Zusätzlich zu ihrem Spielwitz“, hat nun Welsch beobachtet, „ist sie jetzt auch topfit.“ Ludwig bildet mit Walkenhorst laut dem „World Tour Ranking“ des Weltverbandes FIBV auch das beste Duo der Welt. „Absolut zurecht“, sagt Rau-Schmeckenbecher, „diese Rangliste ist aussagekräftiger als das Ergebnis bei den Olympischen Spielen.“ Das Ranking spiegelt die Ergebnisse der vergangenen beiden Jahre wider.

Erst am Dienstagabend spielte sich das deutsche Duo Walkenhorst/Ludwig ins Finale von Rio – und das mit einem 2:0 gegen das brasilianische Team um Franca Maestrini und Talita Da Rocha Antunes. Letztere war es, die 2008 im Sand von Peking mit einer anderen Partnerin die Olympia-Karriere von Rau-Schmeckenbecher beendete.

Als es dann gestern Mitternacht wurde in Rio de Janeiro, spielten Walkenhorst/Ludwig ihr olympisches Finale (5 Uhr heute MESZ). Gegner war das andere Duo aus Brasilien um Agatha Bednarczuk und Barbara Seixas de Freitas. Es war nicht das Wunschfinale von Rau-Schmeckenbecher, die sich Kerri Walsch/April Ross als Gegner des deutschen Duos wünschte. Weil die Amerikanerinnen welche seien, „die den Stil, der heute gespielt wird, schon vor vielen Jahren hatten.“

Auch das deutsche Duo, sagt Rau-Schmeckenbecher, verdeutlicht den Wandel innerhalb der Sportart seit ihrer aktiven Zeit: „Heute wird mit großen, athletischen Blockerinnen gespielt.“ Die 1,85 Meter große Walkenhorst ist so eine. „Dadurch ist es für die Abwehrspielerin auch einfacher geworden“, sagt Rau-Schmeckenbecher. Gerade Ludwig gilt als eine der spektakulärsten Abwehrspielerinnen weltweit. Ob sie heute auch gerne nochmals im Sand spielen würde? „Auf keinen Fall!“, scherzt Rau-Schmeckenbecher, „das wäre nur peinlich...“

Beurteilen, ob der Olympia-Sieg von Julius Brink und Jonas Reckermann schon 2012 einen Hype ausgelöst habe, könne sie gar nicht. „Ich verfolge das ja so oder so“, sagt Rau-Schmeckenbecher. Aber: Gerade im TV hat der Beachvolleyball seither durchaus eine andere Wahrnehmung, „man kommt schon schneller ran.“ Spieler wie Brink oder Reckermann sind in Rio als Experten dabei. Auch Rau-Schmeckenbecher hatte mal solche Anfragen – und lehnte ab. „Ich habe immer gesagt, wenn ich aufhöre, dann lasse ich es komplett.“ Deshalb arbeite sie auch nicht als Trainerin im Beachvolleyball. Schon 2009 beendete die fünffache deutsche Beachvolleyballerin des Jahres (2001 bis 2003, 2005, 2006) ihre Karriere.

Diese hat Leonie Welsch noch vor sich. Natürlich, sagt die 20-Jährige, machen die Übertragungen aus Rio Lust, so etwas auch selbst zu erleben. „Da möchte ich hin“, sagt Welsch, „das ist der Wahnsinn!“

Leonie Welsch Archivbild

Leonie Welsch Archivbild

Leonie Welsch für U22-EM nominiert – aber ohne Garantie

Fast elf Monate nach ihrem Kreuzbandriss feierte die Rottenburgerin Leonie Welsch Ende Juli ihr Comeback beim „SmartBeach-Cup“ in St. Peter-Ording, der höchsten deutschen Turnierstufe. Mit der Partnerin Annie Cesar, „eine Übergangslösung“ (Welsch), hat sie mittlerweile wieder drei Turniere gespielt. „Ich hab’ gar nicht an mein Knie gedacht“, sagt die 20-Jährige. „Das hat sich schon wieder richtig gut angefühlt.“ Welsch wurde mit ihrer alten Partnerin Leonie Klinke sogar als zweites deutsches Team für die U22-EM Ende August in Griechenland nominiert. Weil aber Team Deutschland II nur auf der Nachrückerliste steht, werden die beiden wohl keinen Platz im Teilnehmerfeld bekommen. In der kommenden Saison will die Rottenburgerin wieder angreifen, noch ist offen mit welcher Partnerin.

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Erstellt:
18.08.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 04sec
zuletzt aktualisiert: 18.08.2016, 01:00 Uhr

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