Reutlingens Oberbürgermeisterin will keine dritte Amtszeit

Barbara Bosch tritt nicht mehr an

Jetzt ist alles klar: Die Reutlinger Stadtverwaltung wird künftig nicht mehr von Barbara Bosch geleitet werden. Wie sie am Dienstagnachmittag bekannt gab, verzichtet sie auf eine dritte Kandidatur.

24.07.2018

Von dem

Reutlingens Oberbürgermeisterin Barbara Bosch. Archivbild: Stelzer

Reutlingens Oberbürgermeisterin Barbara Bosch. Archivbild: Stelzer

Barbara Bosch will in Zukunft nicht mehr Reutlingens Oberbürgermeisterin sein. Wie sie am Nachmittag erklärte, gibt sie das Amt zum Ende ihrer derzeitigen Amtszeit ab. Der Grund: Ihr Mann ist schwer krank. Nach Komplikationen bei einer Notoperation im Januar habe sie sich nun entschlossen, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Deshalb werde sie im kommenden Februar nicht zur Wahl des Reutlinger Stadtoberhaupts antreten.

Hier die Erklärung Barbara Boschs im Wortlaut:

„Mit dem 2. April 2019 endet nach 16 Jahren meine zweite Amtszeit als Oberbürgermeisterin in Reutlingen. Ich habe mich nach reiflicher Überlegung entschieden, aus persönlichen Gründen für eine dritte Amtszeit bis 2027 nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Wie viele wissen, ist mein Mann schwer krank. Auch wenn er die Lungentransplantation letztendlich erfolgreich überstanden hat, so können doch die Folgen eines so schweren Eingriffes mit allen Nebenwirkungen nicht negiert werden. Die Aussage des Arztes am Transplantationszentrum ist mir in Erinnerung geblieben: „Sie und Ihr Mann können, wenn Sie Glück haben, noch einige Jahre miteinander verbringen, aber Sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht miteinander alt werden.“ Weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen meines Mannes mit Krankenhausaufenthalt und Operation zu Beginn des Jahres haben meinen Blick für die Situation noch einmal geschärft.

Mein Beruf als Oberbürgermeisterin lässt wenig Raum für Privatleben und Persönliches. Zwölf-Stunden-Tage mit dichter Termintaktung sind die Regel, häufig geht es auch länger, und die Wochenenden sind, jedenfalls außerhalb der Schulferien, nie ganz frei von Terminen. Das Familienleben wird stark hiervon bestimmt.

Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, weil ich meine Arbeit als Oberbürgermeisterin gern mache. Formal müsste ich mich erst am Ende der Bewerbungsfrist, also Anfang Januar 2019, zu einer Kandidatur äußern. Ich tue dies heute, mit dem großen Abstand von einem Dreivierteljahr bis zum Amtsende, aus Verantwortung für die Stadt. Der Nachfolger bzw. die Nachfolgerin hat damit ausreichend Zeit, sich auf den Wahlkampf und das Amt vorzubereiten.

Gerne hätte ich noch im Amt viele Themen, an denen wir seit langem arbeiten, zum Abschluss gebracht. So hätte ich gern, um nur wenige Beispiele zu nennen, die sanierten denkmalgeschützten Häuser in der Oberamteistraße mit dem außergewöhnlichen Neubau eingeweiht, wäre bei der ersten Fahrt im neuen Stadtbusnetz als Symbol für eine erfolgreiche Mobilitätswende dabei gewesen, oder hätte sehr gern in der Praxis endlich die volle kommunale Souveränität als Stadtkreis erlebt. Das letzte Thema werde ich aber, wenn die Ankündigung von Seiten der Regierungsfraktionen stimmt, noch bis zur Entscheidung im Landtag einschließlich der Konsequenzen hieraus begleiten können. Das Land muss also in dieser Debatte weiterhin mit meinem hartnäckigen Einsatz für das Wohl Reutlingens rechnen.

Diese Zusicherung will ich auch der Bürgerschaft Reutlingens geben. Eine Stadt ist nie fertig, so sagt man, und auch bei einer weiteren Amtszeit würden Aufgaben übrig bleiben. Ein Dreivierteljahr im Amt liegt noch vor mir, und es soll nicht vom Abschiednehmen, sondern wie bisher von den Aufgaben und Herausforderungen geprägt sein. Ich werde bis zum 2. April 2019 unvermindert vollen Einsatz zeigen und nicht nachlassen, die Geschicke Reutlingens bis zu diesem Tag bestmöglichst zu lenken – gemeinsam mit der Bürgerschaft, dem Gemeinderat und unserer Rathausmannschaft.“

Zum ersten Mal zur Reutlinger Oberbürgermeisterin wurde Barbara Bosch am 23. Februar 2003 gewählt. Damals setzte sie sich mit 59,33 Prozent der Stimmen gegen den Amtsinhaber Stefan Schultes durch. Am 6. Februar 2011 ist Bosch dann in ihrem Amt bestätigt worden: Sie holte 85,6 Prozent der Stimmen in einer Wahl ohne nennenswerten Gegenkandidaten. Von 2011 bis 2016 ist sie Präsidentin des baden-württembergischen Städtetags gewesen.