Yoga - Die Kraft des Lebens

Yoga - Die Kraft des Lebens

Der gelähmte Fotoreporter Stéphane Haskell reist um die Welt und trifft Menschen, die durch Yoga Linderung und Heilung erfahren.

13.06.2019

Von Dorothee Hermann

Mitten in einem heftigen Selbstzerstörungstrip – er trinkt zuviel, seine Freundin trennt sich deshalb von ihm – wacht der französische Fotoreporter Stéphane Haskell eines Nachts auf und spürt seine Beine nicht mehr. „Plötzlich bin ich ein zweigeteilter Mann.“

Ein schwerer Bandscheibenvorfall hatte wichtige Nerven gelähmt. Haskell, damals um die 40, quälten Tag und Nacht starke Schmerzen. Ein Arzt rät ihm schließlich, es mit Yoga zu versuchen. Anfangs mit dem Gefühl, „in einer Folterkammer“ gelandet zu sein, arbeitet sich der Patient jahrelang durch ein Trainingsprogramm. Er kann kaum 50 Schritte gehen und braucht extrem starke Schmerzmittel. Sollte es ihm je wieder besser gehen, will er einen Film über Yoga drehen.

Seine Doku löst das auf eindrucksvolle Weise ein. Der Regisseur macht sich auf, von anderen zu lernen, wie sie mit Traumata umgehen und begegnet Yoga-Schülern auf der ganzen Welt. Im Knast von San Quentin, Kalifornien, ebenso wie bei den Massai in Kenia, die mit Kilimandscharo-Blick trainieren. In der Hauptstadt Nairobi erfahren die Opfer der Unruhen nach den Wahlen beim Yoga ebenso wie Kinder im Slum, dass eine Berührung nicht Gewalt bedeuten muss. Nebenbei beeindruckt der Film durch faszinierende Landschaftsaufnahmen.

Zwischendurch ist der Regisseur selbst bei Yoga-Übungen zu sehen: mit steifen Knien, stets ein bisschen unbeholfen und ziemlich weit weg von der fließenden Perfektion geübter Yogatreibender. Aber das macht ihn eher sympathisch. Allein das Zuschauen kann einen tiefenentspannt und zuversichtlich aus dem Kino

treten lassen.

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