Wohne lieber ungewöhnlich

Wohne lieber ungewöhnlich

Französische Komödie über sieben Halbgeschwister, die eine Rebellion gegen ihre acht Elternteile planen und zusammenziehen.

14.05.2018

Von Dorothee Hermann

Manchmal sind auch Kinder mit den Nerven am Ende: Der 13-jährige Bastien (Teïlo Azaïs) hat es satt, alle paar Tage umziehen zu müssen. Seine Mutter Sophie (Julie Gayet) heiratet gerade ihren dritten Mann, und der Junge hat bereits je ein Zimmer bei drei unterschiedlichen Erziehungsberechtigten.

Doch Bastien ist keiner, der den Frust in sich hineinfrisst: Er macht einen Plan. Der ist so überzeugend, dass seine mittlerweile sechs Halbgeschwister – vom fünfjährigen Gulliver (Sadio Diallo) bis zum 19-jährigen Oscar (Lilian Dugois) – begeistert mitmachen: Sie organisieren sich einfach selbst ein Zuhause, wo genug Platz ist, damit sie alle zusammensein können. Praktischerweise ist eine riesige Wohnung zur Hand. Nach einem von den Kindern ausgetüftelten Plan (erinnert stark an einen Wohngemeinschafts-Putzplan, nur bunter und liebevoller gestaltet) sollen die Erwachsenen abwechselnd zur Betreuung vorbeikommen.

Murrend fügen sich Eltern, Stiefeltern und auch die Oma dem ungewohnten neuen Regiment, nicht nur für das jeweilige Herzensschätzchen da zu sein. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten (zuverlässig, weniger zuverlässig, schon wieder auf neue Affären aus) sorgen sie ihrerseits für Turbulenzen, trösten sich aber damit, es handle sich doch gewiss nur um ein Arrangement auf Zeit.

Es kommt zum pointenträchtigen Rollentausch: Im Vergleich zu den Erwachsenen punktet der Nachwuchs mit souveräner Kompetenz, kindertypische Schwierigkeiten selbst zu meistern – etwa als der Jüngste am ersten Abend allein die gewohnte Gutenachtgeschichte vermisst.

Auf jeden Fall beweist der französische Regisseur Gabriel Julien-Laferrière, wie gut es funktionieren kann, einen vertrauten Stoff aus einem neuen Blickwinkel zu erzählen: Die Kinderperspektive hebt das Patchwork-Leben erfrischend von zigfach durchgenudeltem Alltags-Klein-Klein, Eifersüchteleien oder Sorgerechtsquerelen ab.

Trotz des Märchentouchs (welcher Patchwork-Clan hat schon eine geeignete Wohnung zur Verfügung?) ist das mit leichter Hand skizzierte Wimmelbild ein amüsantes Kinovergnügen.

Kinder sind mitunter die besseren Eltern, behauptet dieser vergnügliche Wohlfühlfilm für alle Generationen.