Ganz niedlicher erster Ausblick auf eine Erotik jenseits der Bauchfrei-Phase.

Wir verstehen uns wunderbar

Ganz niedlicher erster Ausblick auf eine Erotik jenseits der Bauchfrei-Phase.

23.11.2015

Von Dorothee Hermann

Es gibt eine Erotik jenseits der überdeutlich zur Schau gestellten Sexyness. Dieser wunderbar leichte kleine Film geht mit dieser Botschaft aber nicht hausieren. Dabei kann jedes bauchfreie Teenie schon gegen einen Blick von Alice (Charlotte Rampling) einfach einpacken. Das bekommt auch Louis (Jean Rochefort) zu spüren, als er Alice nach 30 Jahren wiederbegegnet. Im Paris der 70er Jahre füllten die beiden als Traumpaar des Glamour die Klatschspalten ? bis zu ihrer abrupten Trennung.

Wie viele alte Rechnungen zwischen dem Frauenhelden von einst und der älter gewordenen Diva noch offen sind, spürt man schon, bevor die beiden anfangen, einander zuzusetzen.

Dass Regisseur Antoine des Caunes die düpierten Liebenden von 1975 ausgerechnet in London (sowie in einem besonders idyllischen englischen Landhaus) aufeinander treffen lässt, dürfte kein Zufall sein. Denn allerlei typisch britische Manieriertheiten verstärken das Gefühl des „alles ist möglich?.

Wo die englische Bulldogge Winston, die in der nicht filmischen Wirklichkeit Smasher heißt, zwischen die Stilmöbel furzt, und der edle Hausherr samt Butler auf einmal in einer Latex-Bar auftauchen ? dort ist auch Raum für erotische und andere Konstellationen, die den demografischen Wandel endlich nicht mehr nur als drohenden Triumph der Vergreisung begreifen.

Wir verstehen uns wunderbar