Wir beide

Wir beide

Zwei Frauen, zwei Wohnungen, eine Tür und eine heimliche Liebe. Zwei Nachbarinnen sind heimlich seit Jahren ein Paar. Doch ihre Liebe wird auf die Probe gestellt.

11.08.2020

Von Madeleine Weger

Wir beide

Mado und Nina sind ein Paar. Doch niemand weiß davon. Sie leben in einander gegenüberliegenden Wohnungen. Für die Außenwelt sind sie einfach nur zwei benachbarte ältere Damen um die Siebzig. Einander jedoch bedeuten sie alles. Nach der gemeinsam verbrachten Nacht verlässt Nina am Morgen routiniert die Wohnung, nur, um kurze Zeit später als freundliche Nachbarin an Mados Tür zu klingeln.

Es ist ein perfekt eingeübtes Schauspiel. Und die beiden Frauen träumen davon, endlich in Rom ein neues, freies, gemeinsames Leben anzufangen. Doch die Witwe Mado bringt es nicht übers Herz, ihrer Familie von ihrer Liebe und ihren Zukunftsplänen zu erzählen.

Filippo Meneghetti (auch Drehbuch, gemeinsam mit Malysone Bovorasmy) ist mit „Wir beide“ ein beeindruckendes Spielfilmdebüt gelungen. Barbara Sukowa, die vor allem durch ihre Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder und Margarethe von Trotta deutsche Filmgeschichte schrieb, überzeugt in der Rolle der Nina und damit als eine vor Kraft und Leidenschaft strotzende Kämpferin.

[Textbaustein: ak0] Eine außergewöhnlich eigenständige Rolle übernimmt dabei immer wieder der Ton (Céline Bodson), ähnlich ist es mit der gelungenen Kamera (Aurélien Marra) und der symbolisch aufgeladenen Kulisse: Die beiden gegenüberliegenden Apartments sind so unterschiedlich wie die beiden Frauen (Martine Chevallier spielt die empfindsame Mado). Zugleich spiegeln sie das gemeinsame Leben der Liebenden wieder.

Zum großen Sinnbild wird die Tür zu Mados Wohnung. Nach einem Schicksalsschlag, der die Beziehung der beiden auf eine harte Probe stellt, bleibt sie für Nina immer öfter verschlossen. Die so entstehende quälende Anspannung und scheinbare Ausweglosigkeit unterstreicht Meneghetti mit Hilfe gelungener thrillerartiger Elemente und traumartiger Sequenzen. So erzählt er letztlich weit mehr als nur eine Liebesgeschichte, geht es doch um folgenreiche Entscheidungen, um die Verbundenheit zur Familie, gesellschaftliche Konventionen und die Verantwortung für die eigene Lebensgeschichte.

Eine große Geschichte, die – hervorragend umgesetzt – mehr ist als nur ein Beziehungsdrama.

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Erstellt:
11.08.2020, 11:48 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 58sec
zuletzt aktualisiert: 11.08.2020, 11:48 Uhr

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