Was uns nicht umbringt

Was uns nicht umbringt

Psychotherapeut Maximilian hat genug Probleme mit seinen Töchtern und seiner Ex-Frau. Doch dann verliebt er sich in eine Patientin.

15.11.2018

Von Madeleine Wegner

Ein Hund, der noch trauriger als sein schwermütiges Herrchen guckt; eine Bestatterin, die Angst vor tödlichen Krankheiten hat, oder ein Pilot mit Flugangst: Das könnte der Stoff für eine platte Klamaukkomödie sein. Doch Sandra Nettelbeck schafft es, daraus einen melancholischen und eleganten Episodenfilm zu weben. 17 Jahre nach ihrem ersten Film „Bella Martha“ liefert sie mit „Was uns nicht umbringt“ eine Art Spin-off, in dem sie den Psychotherapeuten Max (August Zirner) in den Mittelpunkt des großstädtischen Episodenfilms stellt. Auf der Couch des professionellen Zuhörers sitzt nun nicht mehr die perfektionistische Köchin von einst, sondern hier nehmen verschiedene Figuren Platz, um ihr Herz auszuschütten – oder gequält zu schweigen.

Das Unausgesprochene zieht sich durch fast jede Szene dieses Films. So ist der Pilot Fritz (Oliver Broumis) allein mit seiner Trauer um seinen im Sterben liegenden Lebensgefährten, dessen Familie nichts von der innigen, homosexuellen Beziehung wissen will. Vor Trauer um ihren verstorbenen Lebensgefährten verschließt sich auch Schriftstellerin Isabelle (Deborah Kaufmann) vor der Außenwelt. Und von der Liebe ihres wortkargen Arbeitskollegen kann die autistisch veranlagte Tierpflegerin Sunny (Jenny Schily) kaum etwas ahnen.

Darüber hinaus bringt Regisseurin und Drehbuchautorin Nettelbeck eine ganze Reihe bekannter Gesichter auf die Leinwand, die bis auf wenige Ausnahmen eine großartige Leistung abliefern. Neben August Zirner, der als Psychotherapeut Max brilliert, sind das etwa Bjarne Mädel als verliebter Tierpfleger, Christian Berkel als talentierter Bestatter und Barbara Auer als Max‘ Ex-Frau. Besonders zieht Johanna ter Steege in Bann als liebenswerte, spielsüchtige Geräuschemacherin Sophie.

Die verschiedenen Schicksale sind mal mehr mal weniger stark miteinander verwoben. Doch all diese Figuren mittleren Alters verbindet, dass sie mit einem Neuanfang hadern. Und am Ende fügen sich die Porträt-Splitter zu einem elegant schimmernden Kaleidoskop in gedeckten Farben.

Kurzweilig verbinden sich hier melancholische bis tieftraurige Geschichten zu einem feingliedrigen, eleganten Mosaik.


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