Vox Lux

Vox Lux

Natalie Portman spielt eine traumatisierte Sängerin, die zum Superstar aufsteigt.

23.07.2019

Von Dorothee Hermann

Mit dem Setting eines Horrorfilms lässt US-Regisseur Brady Corbet sein schillerndes Popstar-Drama beginnen: ein unauffälliger Vorort auf Staten Island, der locker einen Serienkiller beherbergen könnte. Der düstere Score von Experimentalrocker Scott Walker kreiert sofort eine ambivalente, unheilvolle Atmosphäre.

Schon materialisiert sich auf der dunklen Straße eine Gestalt, ein schmaler junger Mann mit starrem Blick, der sich um die wild hupenden Autos nicht schert. Bald darauf betritt er eine Schule und schießt mit einer großkalibrigen Waffe um sich, wobei reichlich Splatter-Blut zum Einsatz kommt. Die hektische Perspektive eines Notfallkonvois aus Rettungswagen und Polizeifahrzeugen gibt das Tempo des Films vor. Man fühlt sich hineingeschleudert in einen betäubenden Wirbel, während Celeste (Raffey Cassidy) zunächst unbeweglich in ihrem Krankenhausbett verharrt. Sie hat den Amoklauf schwer verletzt überlebt. Die rasende Fahrt erlebt sie als wiederkehrenden Albtraum.

Als Celeste beim Gedenkgottesdienst für die Toten einen gemeinsam mit ihrer Schwester Ellie (Stacy Martin) verfassten Song anstimmt, wird sie über Nacht zum Star. Ein selbsternannter Manager (Jude Law) macht sich an sie heran, um sie als Amoklauf-Überlebende zu vermarkten, potenzielle Täter-Accessoires in ihrem Musikvideo inklusive.

Doch die 14-Jährige muss die Starpose erst einüben. Mit der Kugel in ihrer Wirbelsäule schafft sie zunächst nur eckige, fast puppenhaft mechanische Bewegungen.

Leider verengt sich der Film von den vieldeutigen Anfängen auf die übliche Superstar-Story, Abstürze in Alkohol und Drogen inbegriffen, nun allerdings mit einer grandiosen Natalie Portman in der Rolle der Celeste. Da wirken Tochter Albertine (ebenfalls Raffey Cassidy) und Schwester Ellie fast nur wie Co-Abhängige.

Zerrbild einer Branche, die jedes Trauma ausschlachtet. Traut sich aber nicht recht in die angedeuteten Abgründe.

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