Vice - Der zweite Mann

Vice - Der zweite Mann

Biopic über den US-amerikanischen Politiker Dick Cheney, der als einer der bösesten und machtvollsten Vizepräsidenten galt.

19.02.2019

Von Madeleine Wegner

Vice
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Dick ist so dicht, dass er kaum noch auf den Beinen stehen kann – trotzdem setzt er sich ans Steuer und fährt nach seiner Sauftour im Morgengrauen nach Hause. In Yale schläft Dick in seinem eigenen Erbrochenen. Weil er lieber säuft statt zu studieren, fliegt er bald von der Uni. Kann aus so einem Kerl noch etwas werden? Seine machtgierige Frau Lynne stellt ihn vor die Wahl: Entweder macht er Karriere oder sie sucht sich einen anderen Mann.

Dick Cheney wird zu einem der mächtigsten Männer der USA. Als Republikaner wird er Vizepräsident unter George W. Bush – wobei er deutlich mehr Macht ausübt, als seine Vorgänger. An dem Tag, der die USA veränderte, behielt er einen geradezu unterkühlten Kopf und übernahm einen Großteil der Entscheidungen.

Der in acht Kategorien für den Oscar nominierte „Vice – Der zweite Mann“ zeigt, welcher Mann der Macht in Cheney steckte und welch ein ruhiger Stratege und kühler Strippenzieher aus ihm wurde.

Im Mittelpunkt steht dabei Christian Bale, der Dick Cheney in seiner Rolle verblüffend ähnlich sieht und selbst kaum wiederzuerkennen ist. Für die Rolle hat der Schauspieler über 20 Kilo zugenommen, das beeindruckende Make-up macht die Verwandlung komplett.

Cheney beginnt als Laufbursche in der Nixon-Regierung und als persönlicher Assistent für Donald Rumsfeld (Steve Carell). Er arbeitet sich hoch, stets unterstützt von seiner Frau. Er zieht als jüngster Stabschef ins Weiße Haus und er wird Verteidigungsminister unter Bush Senior.

Umweltfragen interessieren ihn nicht, er geht über Leichen, nimmt Folter in Kauf und als Kongressabgeordneter lehnt er beispielsweise Anträge ab für einen Martin-Luther-King-Gedenktag und für ein Bildungsministerium. Nach diesem Film bleibt wenig Sympathisches an der Person Cheneys im Gedächtnis. Und auch andere bekommen ihr Fett weg. So gibt Sam Rockwell einen unglaublich einfältigen George W. Bush. Er ist – ebenso wie Amy Adams als Cheneys Ehefrau Lynne – als bester Nebendarsteller nominiert.

„Vizepräsident ist ein hauptsächlich symbolischer Job. Aber vielleicht kommen wir zu einer anderen Definition“, sagt Cheney im lockeren Gespräch mit dem zukünftigen Präsidenten. Später wird er auch die Verantwortung für die Außenpolitik übernehmen und als „Architekt des Irak-Kriegs“ in eine wenig rühmliche Geschichte eingehen.

Regisseur Adam McKay („The Big Short“) schrieb selbst das Drehbuch. Der recht eigenwillige Witz lässt das Biopic immer wieder in eine Satire kippen. Wobei dieses Konzept jedoch erst im zweiten Teil des Films so richtig greift. McKay baut den – mit über zwei Stunden recht langen, bisweilen langatmig und redundant geratenen – Film aus verschiedenen stilistischen Mosaiksteinen zusammen. So bleibt es zum Beispiel bis fast zum Schluss ein Rätsel, wer der Erzähler des Films ist.

Der achtfache Oscar-Kandidat überzeugt, obwohl er sich manchmal im mosaikartigen ausschweifenden Erzählstil verliert.


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Erstellt:
19.02.2019, 17:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 26sec
zuletzt aktualisiert: 19.02.2019, 17:30 Uhr

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