Tully

Tully

Eine Mutter ist nach der Geburt ihres dritten Kindes am Rande der Verzweiflung, findet jedoch in eine besondere Freundin.

28.05.2018

Von Madeleine Wegner

„In den 20ern ist das Leben super, aber dann kommen die 30er um die Ecke wie ein Müllwagen um fünf Uhr früh“, resümiert Marlo. Sie ist mit ihrem dritten Kind schwanger – ungewollt. Die Aufgaben erledigt sie ebenso routiniert wie genervt. Es ist nicht der Stress einer jungen Mutter, sondern der Stress einer Frau, die sich um den Haushalt kümmert, um ihre Kinder, und dafür viel von ihrem früheren Leben hinter sich gelassen hat.

Dem Film gelingt es von Anfang an, diese Überforderung ebenso überzeugend wie bedrückend darzustellen – auch dank einer großartigen Charlize Theron in der Rolle der ausgelaugten Mutter. „Tully“ ist die dritte Zusammenarbeit von Regisseur Jason Reitman („Juno“) und Drehbuchautorin Diablo Cody („Young Adult“). Charlize Theron hat den Film co-produziert.

Mit ihrem Mann Drew (Ron Livingston) und den beiden Kindern Sarah sowie dem schwierigen Jonah lebt Marlo in einem New Yorker Vorort. Ihr reicher Bruder Craig (Mark Duplass) macht ihr ein besonderes Geschenk: Eine Nacht-Nanny soll in den ersten Wochen nach der Geburt des Babys die gestressten Eltern entlasten. Marlo hält zunächst nicht viel von dem Angebot: „Ich möchte doch keine Fremde in meinem Haus.“

Doch eines Abends klopft Tully (großartig erfrischend: Mackenzie Davis) an die Tür. Tully scheint etwas geheimnisvoll und schräg zu sein. Vor allem jedoch ist sie liebevoll, sprüht vor jugendlicher Energie und ist dabei zugleich verantwortungsbewusst und souverän. Sie kümmert sich nachts um das Neugeborene. Und Marlo, die kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, scheint neue Kraft zu tanken. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine besondere Freundschaft.

Der Film punktet nicht nur mit überzeugenden Charakteren, sondern auch mit Nebenhandlungen: etwa dem Versuch, die richtige Schule für den verhaltensauffälligen Jonah zu finden. Oder Szenen, in denen Craig bemängelt, seine Frau habe das Baby ganz allein gelassen – obwohl er selbst zu Hause war. „Du hältst dich selbst für eine Versagerin, dabei hast du dir deinen größten Traum erfüllt“, sagt Tully zu Marlo. Fazit des Films somit: Der Stress, die Erschöpfung bis zur Selbstaufgabe, die alltägliche Routine – all das ist der Preis, den man für ein Leben mit Kindern zahlt.

Nicht nur was für (angehende) Mütter. Dieser Film überzeugt und liefert noch dazu eine überraschende Wendung.