Tommaso und der Tanz der Geister

Tommaso und der Tanz der Geister

Willem Defoe hadert als alternder Künstler mit seinem neuen Leben als Familienvater in Rom.

11.02.2020

Von Madeleine Wegner

Abel Ferrara ist Regisseur und Drehbuchautor dieses Films und lebt mit seiner mehr als 20 Jahre jüngeren Ehefrau Cristina Chiriac in Rom. Dort lebt auch Willem Dafoe mit seiner deutlich jüngeren Frau. „Tommaso und der Tanz der Geister“ spielt in Rom, mit Dafoe in der Rolle des Filmemachers Tommaso, Cristina Chiriac als dessen Ehefrau Nikki und Ferrara-Tochter Anna als dreijährigem Kind der beiden.

So offensichtlich, wie es diese Konstellation nahelegt, sind auch die autobiografischen Bezüge im Film: zum Leben Ferraras ebenso wie zu früheren Filmen von Ferrara und Dafoe wie „Pasolini“ oder „Die letzte Versuchung Christi“. In vielen Sequenzen wirkt der Film wie eine dokumentarische Begleitung des Protagonisten.

Tommaso ringt darum, sein Leben als US-Amerikaner in Rom mit einer jungen russischen Ehefrau und einer späten Vaterschaft irgendwie in Einklang zu bringen mit seinem Künstlerdasein. Doch nicht nur die alltäglichen Herausforderungen, sondern auch die Dämonen aus seinem früheren Leben mit Drogen, Alkohol und einer zerstörten Familie verhindern dies. Yoga, Meditation, der regelmäßige Besuch einer Gruppe der Anonymen Alkoholiker und seine Tätigkeit als Schauspieldozent, vorwiegend für junge Frauen, bestimmen seinen Alltag.

Dazwischen bleibt selbst der Taxifahrer nicht davor verschont, sich Tommasos Monologe über die Eheprobleme anzuhören. Und wenn dann noch Zeit bleibt, wird er von Visionen heimgesucht, in denen seine kleine Tochter vor

ein Auto läuft, erotische Fantasiebilder auftauchen oder buddhistische Lebensweisheiten vermittelt werden.

Dafoe stellt als Tommaso überzeugend die Zerrissenheit eines Künstlers in der Midlife crisis

dar. Dabei wechseln sich sympathische Miniaturen aus dem Alltagsleben ab mit geifernder Altmännerlüsternheit und larmoyanter Selbstbespiegelung. Schauspielerisch ist dies eine großartige Leistung.

Als Zuschauer muss man allerdings schon ein außerordentliches Interesse für egozentrische Künstlerseelen aufbringen, um dies würdigen zu können. Immerhin überhöht der Film die narzisstische Selbstbeschäftigung nicht, sondern lässt sie in einer Katastrophe enden.

Biographische Nabelschau als Vergangenheitsbewältigung und Suche nach dem Sinn des Lebens.

Tommaso und der Tanz der Geister