Jim Jarmuschs surreales Roadmovie mit Krimi-Anklängen folgt einem mysteriösen Fremden auf einen Trip durch Spanien.

The Limits Of Control

Jim Jarmuschs surreales Roadmovie mit Krimi-Anklängen folgt einem mysteriösen Fremden auf einen Trip durch Spanien.

23.11.2015

Von che

Wie Woody Allen, seinen etwas älteren Kollegen im amerikanischen Independent-Ikonen-Team, hat es nun auch Jim Jarmusch nach Spanien verschlagen. Mit der sommerlichen Beschwingtheit von Allens "Vicky Cristina Barcelona" hat sein neues Opus allerdings nichts gemeinsam. Auch von der flüchtigen Melancholie des Vorgängers "Broken Flowers" ist hier nichts zu spüren. "The Limits Of Control" ist vielmehr ein bleischwerer Brocken Film.

Hauptfigur, obwohl sie im ganzen Film kaum zehn Sätze über die Lippen bringt, ist ein namenloser "Lone Man" mittleren Alters (Isaach De Bankolé). Der begibt sich im makellosen Outfit und mit der stoischen Miene eines Profigangsters von Irgendwo nach Madrid, um nicht allzu zielstrebig einen unklaren Auftrag zu erledigen. Wenn er sich nicht gerade durch die Stadt und ihre Museen treiben lässt oder seiner Abneigung gegen Waffen, Handys und Sex Luft verschafft, begegnet er mysteriösen Gewährsleuten (gespielt von Gaststars wie Tilda Swinton, John Hurt, Gael Garcia Bernal), die ihn mit rätselhaften, formal identischen Sinnsprüchen über Kunst oder Wissenschaft auf die nächste Etappe schicken.

Dass sich dieser immer tiefer in die spanische Provinz führende Trip trotz mancher Anklänge an Genre-Klassiker wie "Point Blank" oder "Der eiskalte Engel" nicht zu einer handelsüblichen Kriminalgeschichte verdichtet, möchte man einem Jim Jarmusch nicht ankreiden. Wohl aber, dass sich überhaupt nichts entwickelt. Von den für diesen Regisseur so typischen Stimmungs­tableaus und Charakterminiaturen - keine Spur. Das ständige Repetieren des eigenen Motivspektrums - das stumme Erkunden einer fremden Stadt, gelangweiltes Abhängen in Hotelzimmern, exzessiver Kaffeekonsum - ist eher ein Beleg für die akute Ideenarmut im Übrigen. Selbst die Bilder der Kame­ra-Spitzenkraft Christopher Doyle erzeugen nicht den meditativen Sog, der Jarmusch vielleicht ursprünglich vorgeschwebt haben mag.

Statt dessen kristallisiert sich als eigentliches Ziel der Reise eine Botschaft heraus, die man wahlweise dem Existentialismus oder dem Zen-Buddhis­mus zurechnen mag. Wer von einem Jarmusch-Film mehr erwartet als philosophische Nachhilfe durch einen gut gekleideten Mr. Maulfaul, dürfte - das erste mal in 25 Jahren - einigermaßen enttäuscht aus dem Kino kommen.