The Farewell

Obwohl sie seit vielen Jahren tausende Kilometer voneinander entfernt leben, haben Billi und ihre „Nai Nai“ ein enges Verhältnis. Die Großmutter lebt in China. Billi hat das Land mit ihren Eltern verlassen, als sie klein war. Nun versucht die Studentin in New York ihren Weg zu finden. Doch eines Tages erfährt sie, dass ihre Nai Nai todkrank ist. Die Hochzeit eines Cousins dient als Vorwand, damit alle Familienmitglieder die Großmutter noch einmal sehen können. Sie selbst soll von der düsteren Diagnose nichts erfahren.

Überzeugend in ihrer Zerrissenheit – nicht nur angesichts der Ansichten ihrer Familie und ihrer eigenen Meinung, sondern auch zwischen den Kulturen, zwischen Ost und West – spielt Rapperin Awkwafina die Hauptfigur Billi. Die chinesisch-amerikanische Regisseurin Lulu Wang lässt in ihre Arbeit (sie hat auch das Drehbuch verfasst) autobiografische Erfahrungen einfließen. Darüber hinaus erzählt sie mit „The Farewell“ eine „wahre Lüge“, wie es im Film heißt.

Kleine Szenen geben wie beiläufig Einblicke in die Familie. Glücklicherweise verzichtet Wang darauf, auf die Tränendrüse zu drücken bei dieser rührenden Familiengeschichte mit ihrem schmerzhaften und durchchoreografierten Abschied. Nur die Filmmusik scheint zu dieser zurückhaltenden Erzählweise nicht so recht zu passen. Außerdem ist Geduld gefragt: Die vielleicht bedeutendste Botschaft kommt erst im Abspann.

Eine junge Frau hin- und hergerissen zwischen Ost und West – gelungener Einblick in eine Familie, die in zwei Welten lebt.