The Danish Girl

The Danish Girl

Eddie Redmayne spielt einen Künstler, der sich in den 1920er Jahren – als erster Mann überhaupt – zu einer Frau umoperieren lässt.

09.01.2016

Von Dorothee Hermann

Es beginnt mit so viel historischer Staffage, als wäre nicht das Kopenhagen der 1920er Jahre der Schauplatz, sondern die stickigen Kulissen der Viktorianer. Die junge Malerin Gerda Wegener (Alicia Vikander) hat es in dieser Atmosphäre schwer, neben ihrem bereits bekannten Mann Einar (Eddie Redmayne) im Kunstbetrieb zu arrivieren. Als sie einem pompösen Auftraggeber den Unterschied zwischen dem männlichen und dem weiblichen Blick erläutert, klingt das nach Floskel-Feminismus.

Die Idee, sich zu verwandeln, die eigene Identität zu wechseln, und sei es nur für einen Tag, kommt in der abgesicherten Bürgerlichkeit nur im Bereich des Märchens vor. Doch als Gerda ihren Mann bittet, für ein Porträt in einem Ballerina-Kostüm für sie zu posieren, bricht eine quecksilbrige Unberechenbarkeit auf, die beide an ihre Grenzen führt.

Am Anfang ist der Wechsel der Geschlechterrolle nur ein Spiel, auf das sich beide von der Außenwelt abgeschirmt einlassen. Doch bald schlüpft Einar lustvoll-übermütig, dann wieder tief verzweifelt von einer Rolle in die andere. Wie sich dabei in seinem Blick der Reiz an der Verwandlung und der Schmerz verbinden, anders zu sein als alle anderen, ist große Kunst. Sogar seine Haut scheint immer feiner und heller zu werden (nicht nur dank der Maske), je mehr er sich in „Lili“ verwandelt.

Während in ihm die Hoffnung wächst, endlich er selbst sein zu können, öffnet sich für Gerda ein Abgrund: den geliebten Mann zu verlieren. Und das ist nur die erste Facette in dem unberechenbar gewordenen Beziehungsspiel. Nach außen hin macht Gerda auf einmal Furore mit einer Serie von Bildern und Zeichnungen, die ein neues, ungewohnt androgynes Gesicht zeigen – es ist Einar, als Frau frisiert, geschminkt und gekleidet.

Leider tippt der britische Regisseur Tom Hooper die Phasen von Einars schmerzhafter Selbstfindung und die Konflikte, die sich für ihn und Gerda ergeben, nur kurz an. Die durchgehende emotionale Spannung von „The King’s Speech“ erreicht er diesmal nicht.

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