Skin

Skin

Bryons Haut ist von Kopf bis Fuß mit rassistischen Motiven übersät – für jede Tat eine Tätowierung. Doch dann will er die Hammerskins, eine neonazistische Vereinigung, verlassen.

01.10.2019

Von Dorothee Hermann

Skin

Wenn jede seiner Tätowierungen für ein Hassverbrechen steht, ist Bryon (sensationell: Jamie Bell, einst Kinderstar Billy Elliot in „I Will Dance“) eine wahre Horrorgestalt. Er bewegt sich wie eine Kampfmaschine und schreckt nicht davor zurück, selbst Kindern etwas anzutun, wenn die sich einem rassistischen Fackelzug entgegenstellen.

Dann wirft ausgerechnet die Liebe den fanatischen Skinhead aus der Spur. Julie (Danielle Macdonald) bewegt sich ebenfalls in der Szene, ist aber auf dem Absprung: Ihre drei Töchter sollen auf keinen Fall im Sumpf des Hasses aufwachsen.

Doch seine gewaltaffinen Gesinnungsgenossen denken gar nicht daran, Bryon einfach ziehen zu lassen. Er ist Nummer Zwei im Machtgefüge des „Vinlander Social Club“, einem Ableger der berüchtigten Hammerskins. Als begnadeter Tattoostecher bringt er der Gruppe zuverlässig Geld ein: Für die Vinlander hat es sich ausgezahlt, dass sie einst dem 14-Jährigen ein Zuhause gegeben haben.

Nun ist Bryon auf einmal ungewohnt angreifbar: Durch seine Tätowierungen ist er überall sofort identifizierbar und gefährdet auch die, die er liebt. Er besitzt nichts außer seinen Klamotten, seinem Auto und seinem Hund. Der ist ein bulliger Rottweiler, schließt aber die Kinder von Julie sofort ins Herz. Das spiegelt die emotionale Entwicklung seines Besitzers – was natürlich daran liegt, dass der israelische Regisseur Guy Nattiv die Verhältnisse auch mit einer Prise tiefschwarzer Absurdität präsentiert. Dennoch macht der Film die Härte des Überlebenskampfes spürbar, der in den USA auch arme Weiße trifft in ihren Einfachhäusern und Trailern, mit vernachlässigten Kids, die nicht mal regelmäßig zu essen bekommen.

Bei aller Spannung, die die permanente Jagd auf den Aussteiger erzeugt, erfährt man auch, was für ein unglaublich harter Job es ist, die Szene aufzubrechen. Dass es Jahre geduldiger Arbeit braucht, um einen einzelnen Fanatisierten herauszulösen.

Weil es Sicherheit für ihn, Julie und die Kinder nur geben kann, wenn er in der Anonymität untertauchen kann, muss Bryon den Ausstieg auch am eigenen Leib vollziehen: Die äußerst schmerzhafte Prozedur der Tattoo-Entfernung, in der Realität wohl mehr als 600 Sitzungen, punktiert den Film wie ein sadistischer Taktgeber.

Zeigt die schier unglaubliche Wandlung eines rechtsradikalen Skinheads, nach einem realen Vorbild.

Skin

Zum Artikel

Erstellt:
01.10.2019, 18:08 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 01.10.2019, 18:08 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport