Queen & Slim

Queen & Slim

Aus Notwehr tötet Slim einen Beamten und findet sich mit seinem Tinder-Date als unfreiwillige Ikone der Black Lives Matter-Bewegung plötzlich auf der Flucht wieder.

07.01.2020

Von Dorothee Hermann

Queen & Slim

Die Heimfahrt nach dem ersten Date kann verwickelt genug sein. Wenn am Ende ein Polizist tot am Straßenrand liegt, ist Panik angesagt. Zum Glück ist Queen (Jodie Turner-Smith), die zu diesem Zeitpunkt noch gar keinen Namen hat, es als Anwältin gewohnt, auch bei heißlaufenden Emotionen ganz cool zu bleiben. Slim (Daniel Kaluuya aus „Get Out“) wäre bereit, die Konsequenzen abzuwarten. Doch Queen, die die Vorurteile des US-Systems gegen Afroamerikaner nur zu genau kennt, treibt ihn zur rasanten Flucht quer durch die USA. Die griechisch-amerikanische Regisseurin Melina Matsoukas spielt das Bonnie & Clyde-Motiv in der rassistischen Gegenwart durch, aber meist eher beiläufig, ohne politische Belehrungen.

Matsoukas kommt vom Musikvideo her und hat dafür gesorgt, dass ihr Film außer starken Bildern (Kamera: Tat Radcliffe) auch einen geschmeidigen Soundtrack bekam – nicht nur in dem Club, wo zwei eher hellhäutige Musiker den ausschließlich schwarzen Gästen mit körnigem Bluesrock einheizen. Verbreitete Stereotypen umzukehren – in diesem Fall das der schwarzen Band, die für Stimmung sorgt – ist ein Stilmittel, das dem temporeichen Roadmovie immer wieder schräge Pointen liefert. Dass die beiden Outlaws schwarz sind, beschert dem Film ungewöhnliche, herrlich unabgenutzte Orte an den Rändern des amerikanischen Traums und ebensolche Begegnungen. Man staunt über die scheinbar abseitigen Figuren, einen weißen Waffenfetischisten inbegriffen, die fast alle ganz reagieren, als man es erwarten würde, und über teils unerwartete Solidarität, die auch aus etwas abgedrehten Motiven entstehen kann.

[Textbaustein: ak0] Ohne ikonische Autos wäre der Film nicht denkbar. Die Fahrzeuge, die Queen und Slim von einer mehr oder weniger bizarren Station zur nächsten tragen, werden immer abgehobener in Design und Farbe. Ob die deutsche Wertarbeit, die quasi den krönenden Abschluss bildet, sich da berechtigterweise einreiht, ist die Frage.

Packendes Outlaw-Drama als ausgedehnte Verfolgungsjagd, das rassistische Stereotypen genüsslich umdreht.

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Erstellt:
07.01.2020, 19:25 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 07.01.2020, 19:25 Uhr

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