Oeconomia

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Mit ihrem Dokumentarfilm setzt Carmen Losmann ihre eindringlichen Recherchen zu den Grundlagen unseres Wirtschaftssystems fort und öffnet den Blick auf den Nucleus eines hochexplosiven Systems: Der Schuldner als zentraler Akteur.

13.10.2020

Von Dorothee Hermann

Sie kennt sich aus mit sperrigen Themen, die bei ihr rasch eine fiebrige Spannung entwickeln. In „Work Hard Play Hard“ konzentrierte sich die Filmemacherin Carmen Losmann auf die moderne Arbeitswelt und Details wie beispielsweise Desk-Sharing.

Diesmal geht es ihr um eine besonders schwer greifbare und besonders begehrte Materie: das Geld. Nicht mehr in Goldstücken wie in Dagobert Ducks begehbarem Tresor, sondern in der Form rasanter globaler Buchungsvorgänge, die scheinbar ständig im Hintergrund der Bilder tickern.

Betont sachlich stellt die Filmemacherin auf den ersten Blick naive Fragen: Wo Geld überhaupt herkommt, und welcher Zusammenhang zwischen Geld und wirtschaftlichem Wachstum besteht. Und warum es sich bei immer weniger Menschen anhäuft. Den befragten Vermögensverwaltern und Top-Bankern (trotz EZB-Präsidentin Christine Lagarde sind Frauen anscheinend eher selten in diesen Kreisen) stehen im Film eine Runde von Monopolyspielerinnen und -spielern gegenüber, die auf einer sterilen Straße im Freien um ihr Spielbrett sitzen. Statt Häuser und Hotels anzuhäufen, haben sie offenbar die Funktion, ziemlich kundige Zwischenfragen zu stellen.

Gewöhnliche Menschen jenseits der Top-Etagen kommen nur am Rande vor. Fast schemenhaft sieht man sie gelegentlich auf Rolltreppen vorbeiziehen oder einen Mann im Overall vor tristen Geschäftsfassaden saubermachen.

Wie man vom Sog der Rendite wieder wegkommt, deutet der Film nur an, lädt aber sehr dazu ein, sich näher mit den Wirkungsweisen von Geld zu befassen.

Nähert sich den globalen Geldströmen und ihren hoch über der Erde residierenden Verwaltern.

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