Motherless Brooklyn

Motherless Brooklyn

New York 1954: Ein Ermittler mit Tourette-Syndrom ist in einem Nachtlub einem Mordfall auf der Spur.

11.12.2019

Von Dorothee Hermann

Motherless Brooklyn

Die Fifties wirken in dieser Noir-Hommage unglaublich stylish: die Klamotten, die Hüte, die Hosenträger und die eleganten Limousinen mit der grandios schlingernden Kurvenlage (noch ohne Sicherheitsgurte). Man kann es kaum fassen, dass in einer derart nostalgiesatten Umgebung tatsächlich Blut fließt.

Aber Privatdektektiv Frank Minna (ganz große Klasse: Bruce Willis) muss sterben, damit sein etwas unbeholfener Juniorpartner Lionel Essrog (US-Schauspieler Edward Norton, auch Regie und Drehbuch) sich bewähren kann. Denn Lionel, seit seiner Waisenkinderzeit auch „Motherless Brooklyn“ genannt, hat eine Macke: Wenn er unter Druck ist, stößt er zwanghaft unflätige Reime aus, egal, ob es gerade passt oder nicht (man nennt es das Tourette-Syndrom).

Vor den trüben, rauchgeschwängerten Räumlichkeiten der Detektivagentur breitet sich das New York des Verdachts vor Lionel aus. Im Nebel verdeckter Motive und Machenschaften zeichnet sich nur langsam ein Geflecht von Korruption ab, dessen Drahtzieher – Überraschung! – nicht die Unterwelt, sondern die Stadtoberen sind. Straßenzug für Straßenzug bescheinigen sie den Brooklyner Brownstones Slumstatus, zu Lasten vor allem der afroamerikanischen Bewohner. Die landen im Zweifelsfall auf der Straße, wenn ihre Häuser abgerissen werden, um lukrativeren Bauprojekten Platz zu machen.

Wieder andere Gesetze gelten in einem Jazz-Club in Harlem, wo scheinbar zufällig hereinschneiende Detektive sehr misstrauisch aufgenommen werden. Der charismatische Trompeter (Michael Kenneth Williams aus „The Wire“ und „12 Years a Slave“) strahlt eine smarte Selbstsicherheit aus, die in die Zukunft weist. Überhaupt ist es der vom Cool Jazz jener Zeit inspirierte Soundtrack (Daniel Pemberton), der den Film zum elegischen Ganzen verbindet. Die Ausstattung versetzt den Roman von Jonathan Lethem in Interieurs, die stark den Bildern Edward Hoppers nachempfunden sind.

Ein Kostümfilm wie eine elegische Jazz-linie; mit einem Detektiv , der so lange herumstochert, bis er sich festbeißt.

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Erstellt:
11.12.2019, 19:51 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 54sec
zuletzt aktualisiert: 11.12.2019, 19:51 Uhr

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