Lucky

Lucky

Lucky lebt allein, aber nicht einsam in einem Wüstenkaff. Am Ende seines Lebens fragt er sich, was er dem Tod entgegenzusetzen hat.

07.03.2018

Von Madeleine Wegner

Lucky
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Zigarette anzünden. Radio einschalten. In die Schlappen schlüpfen. Zur Couch schlurfen, Kippe im Aschenbecher ablegen, Gymnastikübungen machen. Dann Kaffee, waschen, anziehen und los geht‘s. Lucky hält sich an seine eigenen Regeln und an seine Routinen. Er lebt allein in seinem kleinen Haus in irgendeinem Wüstenkaff. Jeder kennt hier jeden. Der mürrisch-fluchende Lucky ist liebevoll eingebunden in die Gemeinschaft, letztlich jedoch allein mit sich – nicht einsam, wie er betont.

Eines Tages scheint ihm sein Stündchen zu schlagen, rot blinkend, Lucky haut es aus den Latschen. Er ist alt, das weiß er selbst. Doch eine Antwort auf die Frage, wie er dem, was da auf ihn zukommt, begegnen soll, hat er nicht. Doch Lucky ist ein Mann, der immer auf der Suche nach Antworten ist. Seine Tage verbringt er schließlich mit Kreuzworträtseln und Quizshows. Zu jedem Tag gehört ein bestimmtes Wort. „Realismus“ zum Beispiel. Und genau so sieht Lucky das Leben, ziemlich nüchtern: Am Ende kommt nichts mehr, danach ist es vorbei, da ist nur Leere und da ist es nur schwarz. Klar macht das Angst. Aber wie lebt man damit?

„Lucky“ ist das gelungene Regiedebüt von Schauspieler John Carroll Lynch. Der Film könnte gut und gern fünf Sterne kassieren – wäre da nicht diese konstruierte Szene im Diner, die so überhaupt nicht passen will: Ausgerechnet ein anderer Kriegsveteran liefert Lucky die Antwort.

Harry Dean Stanton ist phantastisch in seiner Rolle. Anrührend ist seine spanische Gesangseinlage. Sie deutet einen Teil von Luckys Lebensgeschichte an. Auch sonst bleibt vieles unscharf, manches auch rätselhaft – wie sollte es anders sein, wenn es um die letzten großen Fragen geht?

Nicht zuletzt liefert dieser Film die in der Kinogeschichte wohl schönste philosophische Betrachtung über das Wesen von Landschildkröten – über die Last, die sie tragen, ihr eigenes Grab, oder, wie es Howard (nobel melancholisch: David Lynch) zusammenfasst: „Es gibt Dinge in diesem Universum, die sind größer als wir alle. Und eine Landschildkröte ist eines davon.“

Mal ganz nüchtern betrachtet: Irgendwann geht es für uns alle zu Ende. Was bis dahin hilft, verrät der Film.

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Erstellt:
07.03.2018, 01:20 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 07.03.2018, 01:20 Uhr

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