Lieber Antoine als gar keinen Ärger

Lieber Antoine als gar keinen Ärger

Die junge Witwe Yvonne muss feststellen, dass ihr verstorbener Mann kein Held, sondern ein kleiner korrupter Bulle war. Das bringt sie in eine ziemliche Bredouille.

22.10.2019

Von Dorothee Hermann

Lieber Antoine als gar keinen Ärger

Eigentlich könnte die Kommissarin Yvonne (Adèle Haenel) eben wieder anfangen, das Leben an der französischen Riviera zu genießen, da stellt sich heraus, dass ihr verstorbener, allseits bewunderter Mann und Kollege ein korrupter Bulle mit engen Verbindungen zur Unterwelt war. Jean (Vincent Elbaz) sah einfach zu gut aus und war zu effizient für misstrauische Nachfragen. Das führen Rückblenden voller Holterdipolter-Action mit hektischem Körper- und Waffeneinsatz sogar dem Zuschauer vor Augen.

Doch dass Jean auch noch einen Unschuldigen in den Knast wandern ließ, ist zuviel für Yvonne. Sie beschließt, sich um den Mann zu kümmern. Das ist gar nicht so einfach, denn in acht Jahren hinter Gittern hat Antoine (Pio Marmai) beschlossen, nie wieder in der Opferrolle zu landen. Entsprechend harsch reagiert er sogar auf freundlichen Zuspruch und besorgt sich das Notwendigste auf dem Weg nach Hause ohne Geld, aber mit beträchtlichem Drohpotenzial.

In einem niedlichen Häuschen mit Garten wartet Agnès (Audrey Tautou) etwas verhärmt, aber herzensgut auf ihn. Sie hat das Wiedersehen mit ihrer großen Liebe ersehnt und ist nun irritiert, statt überwältigender Freude ein wachsendes Unbehagen zu verspüren: Anstelle des feinsinnigen Goldschmieds, als der er in den Knast gegangen war und in den sie sich verliebt hatte, scheint nun ein unberechenbarer Fremder vor ihr zu stehen.

Denn Antoine ist entschlossen, sich zurückzuholen, was ihm in acht Jahren im Knast gestohlen wurde. Indessen versucht die von Gewissensbissen gequälte Yvonne, die unausbleiblichen Konsequenzen abzufedern. Das geht ihrerseits nicht ohne Täuschungen ab, denn selbstverständlich verheimlicht sie Antoine, dass sie bei der Polizei ist und ihr Mann der Verursacher seiner Misere war.

Der französische Regisseur Pierre Salvadori führt in seiner stets etwas irren Krimikomödie vor, was jenseits konventioneller Detektiv- und Enthüllungsnarrative so alles möglich ist. Genüsslich lässt er die Figuren in die absurdesten Zwickmühlen schlittern – was die großartigen Darsteller allesamt absolvieren, ohne mit der Wimper zu zucken. Ein Streifen Mondlicht über dem Meer hin oder her: Romantik hat in diesem Stakkato absurder Pointen keine Chance.

Im Original hieß der Film „En Liberté!“ und eröffnete im vergangenen Herbst die Französischen Filmtage voller Anspielungen über die Wechselfälle der Freiheit. Nun ist der bundesdeutsche Kinostart eine wunderbare Einstimmung auf den diesjährigen Festivalauftakt am Mittwochabend.

Schwarzer Humor funktioniert nicht nur in England. Das zeigt diese erfrischende französische Variante des Polizeifilms.

Lieber Antoine als gar keinen Ärger

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Erstellt:
22.10.2019, 14:09 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 22.10.2019, 14:09 Uhr

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