Le Grand homme

Le Grand homme

Zwei aus Afghanistan zurückgekehrte Fremdenlegionäre schlagen sich gemeinsam durchs Zivilleben ? bis einer spurlos verschwindet.

08.10.2014

Von Klaus-Peter Eichele

Le Grand homme

In ihrem zweiten Spielfilm (nach „Au voleur?) erzählt Festival-Gast Sarah Leonor die Geschichte zweier Fremdenlegionäre. Markov (Surho Sugaipov), ein Flüchtling aus Tschetschenien, will sich mit dem Dienst in Afghanistan die französische Staatsbürgerschaft erkaufen. Doch als bei einem Privattrip in feindliches Gebiet sein bester Kamerad Hamilton beinahe stirbt, wird er unehrenhaft entlassen; zurück in Frankreich ist wieder ein Illegaler. Immerhin zeigt sich sein kleiner Sohn, den er fünf Jahre nicht gesehen hat, von Papas Kriegsschoten einigermaßen beeindruckt. Auch Kumpel Hamilton lässt sich nicht lumpen. Während er im Krankenhaus seinem nächsten Einsatz entgegenfiebert, leiht er Markov seine Identität, damit dieser einen Job annehmen kann.

Man lange darüber rätseln, worauf die Regisseurin mit dieser ruhig mäandernden Erzählung eigentlich hinaus will, so viele Motive werden hier aus teils unterschiedlichen Blickwinkeln angerissen: die Militarisierung der Köpfe im Krieg, die Schwierigkeit von Soldaten, sich im Zivilleben wieder zurechtzufinden, die Schicksale papierloser Flüchtlinge, Heimatlosigkeit, das Drama eines allein gelassenen Kinds.

Irgendwann wird aber klar, dass der Weg das Ziel ist: die Vielzahl kluger Beobachtungen, die zwar keine konventionelle Geschichte ergeben, aber stets das Denkvermögen des Zuschauers auf Trab halten. Dem Zuschauer bleibt es auch überlassen, die Puzzleteilchen zu einem Gesamtbild zusammen zu fügen. Darauf könnte man etwa sehen, wie weltpolitische Verwerfungen immer stärker das Leben der einfachen Menschen in Mitleidenschaft ziehen. Mit einer Art Friedensutopie im Kleinen lässt die Regisseurin am Ende aber auch ein bisschen Hoffnung keimen.