Landrauschen

Landrauschen

Eine junge Frau kehrt nach dem Studium in ihr schwäbisches Heimatdorf zurück und hofft heimlich auf einen Neuanfang.

16.07.2018

Von Madeleine Wegner

Landrauschen
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Erst Berlin. Dann Bubenhausen. Das nennt man Entschleunigung. „So sehr, dass ich die Zeit nicht nur angehalten, sondern zurückgedreht habe“, sagt Toni aus dem Off. Die Mitt- oder Endzwanzigerin kehrt nach dem Studium in der Hauptstadt in ihr schwäbisches Heimatdorf im Kreis Neu-Ulm zurück. Und hier holt sie die Vergangenheit mit allen Vor- und Nachteilen schnell wieder ein. Zusammen mit ihrer alten Bekannten Rosa wird sie wieder zum Teenager: Skateboardfahren lernen, kiffen, trinken, Klingelstreiche, in Selbstmitleid versinken. Dabei weiß Toni (Kathi Wolf) ganz genau: „Sobald du stehenbleibst, wirst du überholt.“ Sie hat zwei Hochschulabschlüsse in der Tasche, aber keinen Job. Auch die Bewerbung bei der Zeitung läuft nicht besonders: Sie soll für den Heimatteil schreiben, schließlich kommt sie ja aus der Provinz.

Lisa Miller (Regie und Buch) gewann für ihren Film „Landrauschen“ den Max Ophüls Preis. Die frustrierte Mutter, die täglich verstohlen an der Likör-Flasche nippt; Fasnet und Blasmusik-Kapelle; Engstirnigkeit und Tratsch der Dorfbewohner zwischen Kaffeetafel und Kirche: Es gelingt Miller, ein schillerndes Mosaik des Dorflebens zu zeichnet, überwiegend mit Laien-Darstellern und teilweise mit dokumentarischen Anteilen. Doch die Figuren wirken fast wie Karikaturen. Überzeichnet, aber nie so stark, dass das Lachen über sie leicht fallen würde.

Besonders stark ist Nadine Sauer, die als homosexuelle Rosa ihre eigene Geschichte erzählt und so die dunkle Seite des Dorfes offenbart. Sie hat Bubenhausen nie verlassen, engagiert sich im Verein, im Job, und doch erlebt sie Ausgrenzung besonders heftig.

Wie eine Zeitreise zurück, begleitet von der Frage: Ist das heute wirklich noch so, da draußen auf dem Land?

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Erstellt:
16.07.2018, 20:06 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 50sec
zuletzt aktualisiert: 16.07.2018, 20:06 Uhr

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