Juliet, Naked

Juliet, Naked

Ein Paar, eine Platte und ein Musiker: Verliert Duncan seine Freundin ausgerechnet an seinen Lieblings-Singer-Songwriter?

15.11.2018

Von Dorothee Hermann

Man kennt das Phänomen schon aus der Fankultur: Das bewunderte Idol im eigenen Alltag leibhaftig vor sich zu sehen, kann manchmal auch ein Schock sein. Eine vergleichbare Entzauberung wird von Internetbekanntschaften berichtet, die sich unvermittelt in der analogen Welt über den Weg laufen. Der Blogger Duncan (Chris O’Dowd), Dozent in einem englischen Küstenstädtchen, kann es jedenfalls kaum fassen, als der von ihm verehrte US-amerikanische Musiker Tucker Crowe (Ethan Hawke) sich plötzlich am heimischen Strand materialisiert.

Seit der Singer-Songwriter vor Jahren auf geheimnisvolle Weise verschwand, hatte Duncan, selbst ein eher langweiliger Typ, den Star auf einer Website gewissermaßen am Leben gehalten. Sein Hobbykeller voller Poster und Schallplatten gleicht einer Weihestätte. Er ist Duncans emotionales Zentrum und Lebensinhalt, womit er seiner Umgebung und vor allem Lebensgefährtin Annie (Rose Byrne) längst gründlich auf die Nerven geht.

Dass ausgerechnet Annie das Objekt seiner Obsession nach Sandcliff gebracht hat, ist eine Erkenntnis, die Duncan nur schwer verkraftet. Während der Film erst richtig zu funkeln beginnt, als Ethan Hawke die Szene betritt (wie es sich für einen Star gehört), ist Duncan bald von Eifersucht angefressen.

Den coolsten Part hat freilich Crowes kleiner Sohn Jackson (Azhy Robertson). Er ist auf anrührende Weise er selbst, während die Erwachsenen oft reichlich unbeholfen wirken. Doch Jackson ist nur der jüngste Spross aus Crowes Beziehungen zu unterschiedlichen Frauen, woraus sich weitere Patchwork-Wirren ergeben.

Die gut gemachte Komödie nach dem Roman von Nick Hornby zeigt auch, wie man und frau damit klarkommen könnte, sich mit scheinbar vergeudeten Jahren abzufinden und weiterzumachen. Das macht den Film von US-Regisseur Jesse Peretz über die romantischen Verwicklungen (und Enttäuschungen) hinaus interessant. Ganz im Sinne von Autor Nick Hornby führt der Film augenzwinkernd vor, was an einem Ort der begrabenen Träume alles möglich ist.

Eine Frau holt unabsichtlich das Idol ihres Lebensgefährten aus der Versenkung und verliebt sich.


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