Jojo Rabbit

Jojo Rabbit

US-amerikanische Satire um einen Nazi-Jungen, der einen imaginären Freund namens Adolf hat und eines Tages ein jüdisches Mädchen kennenlernt.

22.01.2020

Von Madeleine Wegner

Jojo Rabbit

Jojo weiß ganz genau, für wen er kämpfen muss. Im Ausbildungslager der Hitlerjugend will er sich deshalb besonders gut schlagen. Doch er schafft es nicht einmal, einem unschuldigen Hasen den Hals umzudrehen, wie es die Ausbildungsleiter von ihm verlangen. Alle anderen Kinder lachen ihn aus und schon hat Jojo seinen Spitznamen weg: Hasenfuß.

Doch zum Glück hat Jojo einen imaginären väterlichen Freund, auf den er sich immer verlassen kann: Adolf Hitler. Dieser redet ihm gut zu, macht ihm Mut, gibt ihm Ratschläge und ist immer da, wenn Jojo ihn braucht – kurzum: ein bester Freund. Jojo (Roman Griffin Davis) lebt gemeinsam mit seiner Mutter (wundervoll: Scarlett Johansson) in einem hübschen Haus in einer fiktiven deutschen Kleinstadt. Es sind die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs und Jojo würde am liebsten – so wie sein zweitbester Freund Yorki – als Soldat in den Krieg ziehen. Doch ein Unfall macht ihn kriegsuntauglich. Eines Tages entdeckt der Zehnjährige ein 16-jähriges jüdisches Mädchen in seinem Haus. Für Jojo bricht eine Welt zusammen: Warum versteckt seine Mutter den Feind im eigenen Haus? Und warum sieht das Mädchen so ganz anders aus als er sich Juden vorgestellt hat?

Der neuseeländische Regisseur Taika Waititi („Thor 3: Tag der Entscheidung“) erzählt mit „Jojo Rabbit“ eine Geschichte vom Erwachsenwerden. Zugleich vermittelt er eine Vorstellung davon, wie Propaganda funktioniert hat. Das alles versucht Waititi (der selbst in der Rolle Adolf Hitlers zu sehen ist) als Satire. So erklingt schon am Anfang zum Hitlergruß auf historischen Aufnahmen die deutsche Beatles-Version „Komm gib mir deine Hand“. Doch letztlich entwickelt sich daraus ein Hollywood-Märchen in Bonbon-Farben vor hübsch eingerichteter Kulisse (vor allem was das Haus von Jojo und seiner Mutter betrifft). Manchmal erinnert es an Wes Anderson. Der Ansatz ist witzig, einige Szenen sind klamaukig und viele Ideen gut, doch richtig zünden wollen sie oft nicht. „Jojo Rabbit“ bleibt zahm – das ist mit einer Nazi-Satire nur schwer vereinbar.

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Erstellt:
22.01.2020, 01:14 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 02sec
zuletzt aktualisiert: 22.01.2020, 01:14 Uhr

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