Hotel Artemis

Hotel Artemis

Science-Fiction-Thriller um ein Untergrund-Krankenhaus, in dem Jodie Foster die Figur der dämonischen Krankenschwester raffiniert umdeutet.

25.07.2018

Von Dorothee Hermann

Die Zukunft ist hässlich. Auf den Straßen eskalieren Proteste gegen den Zusammenbruch der Wasserversorgung. Brände lodern, paramilitärisch aufgemotzte Polizisten sollen die aufgebrachte Menge in Schach halten. Nur das Art-Deco-Juwel „Hotel Artemis“ scheint Sicherheit zu bieten. Im Los Angeles des Jahres 2028 (spätestens seit „Blade Runner“ Symbol der Dystopie) wirkt es wie pure Nostalgie.

Die stylishe Hotelfassade verbirgt eine Spezialklinik, in der die schon ältere „Schwester“ (Hollywoodstar Jodie Foster) schwerverletzte Verbrecher wieder zusammenflickt. Ein bisschen abgewrackt, absolviert sie ihre Pflichten sehr traditionell: weißer Kittel, Strickjacke, schwarze Arzttasche, bevorzugte Droge: Alkohol. Hilfspfleger Everest („Drax“ Dave Bautista) wirkt trotz des albernen Kinnbarts eher muffig – ganz anders als sein gutmütiges Selbst bei den „Guardians of the Galaxy“.

Das Regiedebüt des britischen Drehbuchautors Drew Pearce („Iron Man 3“, „Mission Impossible 5“) besticht durch die ungewöhnliche Konstellation: Eine ältere Frau (die „Schwester“) fährt in den Haudrauf-Szenen mit den ganzen männlichen Bösewichtern ihre eigene Linie. Anders als Nice (Sofia Boutella aus „Atomic Blonde“) kann sie mit Kampfkunst noch gar nichts anfangen. Doch spätestens als Gangsterboss Wolf King (Jeff Goldblum) eingeliefert wird, verlagert sich die außerhalb des Hotels wütende Destruktion auch nach innen. Leider werden die schrägen Ideen zeitweise so behelfsmäßig umgesetzt, dass die britisch-US-amerikanische Coproduktion geradezu nach einem Remake schreit: mit mehr psychologischer Grundierung und ausgefeilteren Dialogen.

Vielversprechendes B-Movie, das die Auflösungserscheinungen der nahen Zukunft in eine Unterwelt-Klinik verlegt.