Grace Jones: Bloodlight and Bami

Grace Jones: Bloodlight and Bami

Dokumentation über die jamaikanische Sängerin Grace Jones, die für ihre extravaganten Auftritte und ausgefallenen Kostüme bekannt ist.

22.01.2018

Von Madeleine Wegner

Grace Jones knackt eine widerspenstige Auster, Grace Jones steht nackt im Hotel-Zimmer, Jones telefoniert verärgert im Studio, sie schlürft im Hotel Champagner und Austern. Dazwischen: Grace Jones auf der Bühne. Und: Grace Jones reist in ihren Heimatort nach Jamaika. Die Insel trägt immer noch Spuren der Verwüstung durch den Hurrikan. In Gesprächen mit ihrer Familie und früheren Nachbarn erzählt die Musikerin, was für eine schwierige Kindheit sie hier hatte. Ihre Eltern waren in den 1950er-Jahren in die USA ausgewandert, sie und ihre Geschwister blieben bei der Großmutter, deren Mann die Kinder schlug.

Regisseurin Sophie Fiennes, die 2010 eine Doku über Anselm Kiefer gedreht hatte, zeigt keine Interviews, die Kamera nimmt stets einen beobachtenden Blick ein. Doch all die Szenen wirken (eben nicht sonderlich geschickt) inszeniert. Auch die Konzertmitschnitte erscheinen durch ihre Länge bald wie Füllmaterial, das der somit auf zwei Stunden angewachsene Film nicht nötig gehabt hätte. Letztlich wirkt die Doku wie ein verspäteter und nicht besonders gut gemachter Werbefilm für das angestrebte Comeback der Diva mit ihren Album „Hurricane“ von 2008, mit dem sie nach 19 Jahren erstmals wieder neue Songs veröffentlichte. Doch es gibt auch witzige Momente in dieser Doku. Etwa wenn Grace Jones für die Aufnahmen einer Fernsehshow von tanzenden, wenig bekleideten, jungen Frauen umgeben ist, und dabei völlig außer sich gerät: Das sei nicht, wofür sie stehe. Ob es hier denn keine tanzende Männer gebe. Das wiederum wirkt wenig inszeniert, sondern köstlich authentisch.

Da muss man schon ein hart gesottener Grace Jones-Fan sein, dass einem die zwei Stunden nicht lang werden.