Gegen den Strom

Gegen den Strom

Das Leben einer 50-jährigen isländischen Umweltaktivistin gerät durcheinander, als ihr fast vergessener Adoptionsantrag bewilligt wird.

11.12.2018

Von Madeleine Wegner

Gegen den Strom
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Halla lässt ihre Finger im weichen Moos versinken. Sie liegt auf dem Boden, atmet den Geruch der Erde ein. Dann horcht Halla auf: Ein Hubschrauber nähert sich. Sie muss weiterlaufen, damit die Polizei sie nicht entdeckt: Gerade hat sie die Stromversorgung lahmgelegt. Damit will sie der Schwerindustrie, insbesondere der Aluminumfabrik schaden.

Die Fünfzigjährige (stark: Halldóra Geirharðsdóttir) hat zwei Leben. In dem einen leitet sie einen kleinen Chor, der am liebsten isländische Volkslieder singt. Dann ist sie die gutmütige und herzliche Frau von nebenan. In dem anderen Leben sitzt sie in dem geheimen Hinterzimmer in ihrer Wohnung und verfasst ihr Naturschutz-Manifest oder aber sie ist mit Pfeil und Bogen in der Wildnis unterwegs, um Drohnen und Oberleitungen vom Himmel zu holen. Dann ist sie die resolute Kämpferin und überzeugte Umweltaktivistin. Dann ist sie „die Bergfrau“. Doch die unaufgeregte Einzelkämpferin muss nicht nur diese beiden Leben in Einklang bringen. Nach vier Jahren wurde Hallas Adoptionsantrag bewilligt. Sie darf Mutter eines Waisenmädchens aus der Ukraine werden. Dort ist sie als 50-Jährige noch nicht zu alt dafür. Damit steht sie vor der Entscheidung: Die Natur und die Zukunft für die kommenden Generationen retten? Oder einem einzelnen Kind, das alles verloren hat, heute ein Zuhause schenken? Mutter werden statt überzeugte Einzelkämpferin sein?

Schon in Benedikt Erlingssons Episodenfilm „Von Menschen und Pferden“ (2015) war die Landschaft Islands eine der Hauptdarstellerinnen. Diesmal ist es in „Gegen den Strom“ auch die Filmmusik (Davíd Thór Jónsson), die zur weiteren Darstellerin wird. Die Musik greift Geräusche des Films auf und entwickelt daraus einen eigenen, kargen und stolpernden Marsch-Sound. Vor allem tauchen die Musiker selbst (neben dem Instrumental-Trio auch drei traditionelle ukrainische Sängerinnen) im Bild auf – im Wohnzimmer, in der Landschaft oder auf dem Dach eines Hauses. Das ist nicht nur ungewöhnlich, sondern sorgt neben dem ohnehin schwarzhumorigen Anstrich für gelungene surreale Effekte.

Einen Extra-Stern gibt es für die außergewöhnliche optische wie inhaltliche Einbindung der gelungenen Filmmusik.


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Erstellt:
11.12.2018, 14:33 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 02sec
zuletzt aktualisiert: 11.12.2018, 14:33 Uhr

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