Foxtrot

Foxtrot

Israelischer Antikriegsfilm über ein Paar, dessen Sohn angeblich beim Militärdienst gefallen ist.

12.07.2018

Von Madeleine Wegner

Vor – vor – Seite – schließen. Rück – rück – Seite – schließen. So geht er, der Tanz Foxtrott (in der englischen Schreibweise: „Foxtrot“). Dadurch kommen die Tänzer immer wieder an der gleichen Stelle zu stehen. „Egal, welchen Weg du gehst, du landest immer am selben Ausgangspunkt“, sagt auch Michael Feldmann.

Es klingelt an der Tür. Jonathan ist im Militärdienst gefallen. Die Uniformierten überbringen die Todesnachricht und nehmen dabei die Wohnung der Feldmanns in Beschlag. Das Kommando erfüllt routiniert seinen Auftrag. Mutter Dafna wird mit Medikamenten ruhiggestellt. Vater Michael soll sich indes darauf konzentrieren, alle zwei Stunden ein Glas Wasser zu trinken. Das sei nun das wichtigste. Diesen sachlichen Anweisungen gegenüber stehen Leere, Schmerz und Fassungslosigkeit der Eltern (eindringlich gespielt: Lior Ashkenazi und Sarah Adler). Bis plötzlich die neue Nachricht kommt: alles nur eine Verwechslung. Jonathan lebt.

Der 19-Jährige (Yonaton Shiray) ahnt von all dem nichts. Er ist an einem Checkpoint stationiert, „am Ende der Welt“, wie er selbst auf seiner Mailbox sagt. Der Grenzposten als surreale Zwischenwelt. An vielen Tagen passiert hier nur ein Kamel den Schlagbaum – kaum etwas könnte harmloser und im Angesicht schwerer Waffen absurder wirken. An manchen Tagen jedoch, wenn Menschen von der anderen Seite die Grenze passieren, treten Macht, Spott und gegenseitige Erniedrigung zutage. Die Angst schwingt dabei immer mit, sie scheint eingeimpft, sodass es zwangsläufig zu fatalen Fehlentscheidungen kommen muss. Deren Spuren lässt das Militär vernichten, als wäre nichts gewesen.

Samuel Maoz schuf bereits 2009 mit „Lebanon“ einen preisgekrönten Film, in dem er die Sinnlosigkeit des Krieges anprangerte. Auch „Foxtrot“ kann als eindringliche Kritik an der Armee verstanden werden. Vielmehr noch wirft Maoz mit seinem Drama einen Blick auf ein traumatisiertes, von Angst und Militär geprägtes Land.

Dazu arbeitet er mit beeindruckenden Bildkompositionen. Aus der Vogelperspektive ergibt sich so etwa ein schwindelerregender Blick, entrückt schwebend über allem Irdischen. Grafisch reizvoll werden die Bodenfliesen der geschmackvoll eingerichteten Wohnung der Familie Feldmann dadurch zu einem Mandala. Entsprechend entfaltet sich auch die Geschichte immer wieder aufs Neue und schiebt sich zu einem neuen Muster zusammen – Schritt für Schritt.

Legt mit reizvoller Ästhetik, surrealen Szenen und eindringlichem Spiel den Finger in die Wunde.