Feinde - Hostiles

Feinde - Hostiles

Ein Offizier erhält 1892 den Auftrag, einen Cheyenne-Häuptling aus dem Gefängnis zum Sterben in dessen Stammesland zu begleiten.

28.05.2018

Von Dorothee Hermann

Es gibt keine unbefangene Begegnung in diesem Film, wo auch das eindrucksvollste Westernpanorama sich nie genießen lässt, weil jeder permanent auf der Hut sein muss. Das liegt nicht nur daran, dass Captain Joe Blocker („Batman“ Christian Bale) aus seinen langen Jahren bei der US-Kavallerie eine Menge Blut an den Händen klebt – wie fast allen Figuren in diesem Grenzland, wo im Zweifelsfall stets das Recht des Stärkeren gilt.

Aufs Drastischste widerfährt das im Film der Siedlerin Rosalie (Rosamund Pike), als Komantschen bei einem Überfall ihre ganze Familie abschlachten. Die Szene rückt in metzgermäßiger Direktheit auch so nah an die Zuschauer heran, dass man an rassistische Propaganda denken kann.

Blocker will gerade seinen Abschied nehmen, und das will auch die Zeit. Im Jahr 1892 ist der blutige Ausrottungsfeldzug gegen die amerikanischen Ureinwohner eigentlich vorbei. Dieser Kunstgriff von US-Regisseur Scott Cooper („Black Mass“), gewissermaßen im Nachhinein zu operieren, legt eine zusätzliche Vergeblichkeit über die Figuren.

Der Captain bekommt einen Befehl, der ihm aufs Äußerste widerstrebt: Er soll den todkranken Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk (souverän noch im körperlichen Verfall: Wes Studi) und seine Familie aus dem Gefängnis in New Mexico quer durch das riesige US-Staatsgebiet nach Montana eskortieren, damit der Chief im Land seiner Ahnen sterben kann. Beim berüchtigten Massaker von Wounded Knee waren sich beide als erbitterte Feinde gegenübergestanden.

Zur Verstärkung bekommt Blocker eine prototypisch gemischte Truppe an die Seite gestellt: ein Greenhorn französischer Herkunft, einen schwarzen Korporal, einen Absolventen der Militärakademie. Sein melancholischer Sergeant erweist sich als der routinierteste Schlächter von allen. Als Zusatzauftrag steht die Überführung eines Mörders (ebenfalls ein Militär) zum Henker an.

Anders als im Rachewestern „The Revenant“, wo auch die Natur in einem menschenfeindlichen ewigen Winter erstarrt scheint, breiten sich die wechselnden Landschaften fast immer in quasi-unberührter Schönheit vor dem Zuschauer aus. Es ist die archetypische amerikanische Weite, in die erst der Mensch seine Blutspur einzieht.

Wie die entfesselte Gewalt unterschiedslos jeden erfasst, bleibt historisch gesehen noch zu dürftig. Dennoch gelingt dem Film ein packender Neuzugriff auf das Genre.

Ein sehr spezielles Himmelfahrtskommando rüttelt an den Genrekonventionen des Western (nicht ganz kitschfrei).