Familienfest

Familienfest

In dem deutschen Drama bricht auf einer Geburtstagsfeier die Fassade einer großbürgerlichen Familie in sich zusammen.

12.10.2015

Von Klaus-Peter Eichele

Zum 70. Geburtstag will der berühmte Pianist Hannes Westhoff (oder vielmehr: dessen harmoniesüchtige Gattin) die ganze Familie in der Großbürger-Villa versammelt wissen. Dass die letzte Zusammenkunft lange zurückliegt, hat seinen Grund: Der Patriarch (Günther Maria Halmer) ist ein Stinkstiefel, der seine drei Söhne ? der eine schwächlich, der zweite schwul, der dritte verschuldet ? mit vernichtender Häme spüren lässt, dass sie ihm nicht das Wasser reichen können.

Zunächst trauen sich nur Westhoffs früh angeschickerte Ex-Frau (Hannelore Elsner in ihrer immer gleichen Paraderolle) und eine Krankenschwester (Jördis Triebel), die der älteste Sohn Max (Lars Eidinger) als Scheinbraut mitgebracht hat, dem Ekel Kontra zu geben ? was die Stimmung an der Festtafel aber nur noch näher an den Gefrierpunkt rückt. Doch als sich herausstellt, dass Max? periodische Schwächeanfälle einen todernsten Hintergrund haben, werden die Karten auf dem familiären Schlachtfeld neu gemischt.

Der Stoff ist nicht gerade originell. Das Theater kennt unzählige solcher Familienscharmützel im Kammer-Format, auf der Leinwand ist Thomas Vinterbergs Dogmafilm „Das Fest? (1998) das bekannteste Beispiel. An dessen psychologische Tief- und Abgründigkeit reicht die Version von Lars Kraume (zur Zeit auch mit „Der Staat gegen Fritz Bauer? im Kino präsent) bei weitem nicht heran ? schon weil die Figuren zwar Positionen beziehen, aber kaum Charaktertiefe haben. Im ersten Teil kommt der Film mit boulevardeskem Schwung und geschliffenen Wortgefechten noch ganz gut über die Runden, die finale Melodramatik ist aber nur schwer erträglich. Zudem fehlt der ganzen Sache ein wenig die Plausibilität: Warum nur lassen die drangsalierten Buben den bösen Alten nicht einfach allein in seiner Villa versauern?

Überhaupt: Was geht uns Normalverbraucher Großbürgers Familiengekabbel an?

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