Erde

Erde

Der österreichische Dokumentarfilmer Nikolaus Geyrhalter zeigt, wie der Mensch die Erde an der Oberfläche verändert.

02.07.2019

Von Madeleine Wegner

„Die Erde ist wie eine widerspenstige Geliebte“, sagt der Baggerfahrer, „sie wehrt sich bis zum Schluss“. Der Mann arbeitet auf einer 2000 Hektar großen Baustelle in Kalifornien: riesige kahle Flächen und Hügel, nichts erinnert an Natur. Die vielen Arbeiter versetzen Berge. Sie tragen Unmengen Material ab, schaffen eine ebene Fläche, damit möglichst viele Häuser gebaut werden können. Stoßen die Arbeiter auf Hindernisse, benutzen sie noch größere Maschinen. Hilft auch das nichts, gibt es immer noch das Dynamit. „Am Ende gewinnen immer wir“, sagt der Baggerfahrer. Er ist ein sympathischer Kerl, der einfach seinen gut bezahlten Job liebt, und der schon als Kind am liebsten mit einem Bagger im Sandkasten spielte.

Dieses Bauprojekt in Kalifornien ist einer von zahlreichen Schauplätzen, die der Österreicher Nikolaus Geyrhalter in seinem Dokumentarfilm „Erde“ besucht: Kohleabbau in Ungarn, eine Kupfermine in Spanien, Marmorabbau in Italien, ein mit Atommüll gefülltes ehemaliges Salzbergwerk oder auch eine gigantische Tunnelbohrung.

Diese verwundeten Landschaften hat Geyrhalter in großartigen Bildern gefilmt. Das geringe Tempo dieser Aufnahmen ist vor allem gegen Ende des gut zweistündigen Films eine Herausforderung. Doch zunächst entwickeln die Aufnahmen einen geradezu meditativen Charakter. Sie zeigen die Brutalität des menschlichen Eingriffs in die Erdkruste und sind doch meist von eigenwilliger oder auch schaurig verstörender Schönheit.

Jedes neue Gebiet, das Geyrhalter unter die Lupe nimmt, zeigt er zuerst aus der Vogelperspektive. Später kommen ein oder zwei Protagonisten der jeweiligen Baustelle zu Wort. Den wenigsten ist es gleichgültig, welche Schäden durch ihre Arbeit entstehen könnten. Ihre authentisch wirkenden Aussagen wecken Verständnis für Menschen, die mit dieser schmutzigen Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen. Doch das Konzept Geyrhalters geht nicht auf. Diese genaue Beobachtung dessen, was passiert, bleibt letztlich zu sehr an der Oberfläche.

Meditativer bis zäher Bilderbogen, lässt viele Protagonisten zu Wort kommen. Dennoch eher geringer Erkenntnisgewinn.

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