Ein Licht zwischen den Wolken

Ein Licht zwischen den Wolken

Ein albanischer Hirte bemüht sich in seinem Dorf um interreligiösen Frieden, nachdem in der Moschee eine alte christliche Heiligendarstellung entdeckt wird.

18.09.2019

Von Madeleine Wegner

Das winzige Dorf in den Bergen Albaniens wirkt wie aus der Zeit gefallen. Es gibt kein elektrisches Licht in den Steinhäusern, die Jungen schießen ihren Fußball auf ein aus Baumzweigen selbstgebautes Tor und zum Gebet versammeln sich die Männer in einem halb verfallenen Häuschen, durch dessen Tür der Wind pfeift.

Außerhalb des Dorfes hütet Besnik seine Ziegen. Wenn die Sonne hoch am Himmel steht, breitet er seinen Wollmantel auf der Wiese aus und betet. Besnik scheint in seiner eigenen Welt zu leben. Eines Tages beginnt er in der Moschee wortlos, an einer ganz bestimmten Stelle Putz von der Wand zu kratzen. Dahinter kommt eine alte christliche Heiligendarstellung zum Vorschein.

Analog zum Putz an der Wand der Moschee geht durch die Gemeinschaft ein Riss. Die muslimischen Bewohner sind empört, die christlichen Bewohner bedanken sich ehrfürchtig bei Besnik für seine Entdeckung.

Für zusätzlichen Aufruhr sorgt eine junge Frau aus der Stadt, die im staatlichen Auftrag das Fresko restaurieren soll. In Jeans und ohne Kopftuch wirkt sie wie ein Fremdkörper in dem abgelegenen Dorf. Gemeinsam mit Besnik versucht sie sich für ein Miteinander der beiden Religionen einzusetzen. Doch der in sich gekehrte Ziegen-Hirte gerät nicht nur im Dorf zwischen die Fronten. Auch in seiner Familie drohen die Streitereien zu eskalieren. Dabei wirkt seine Familie wie ein Spiegel der Gesellschaft: Die Mutter war Katholikin und konnte während des kommunisitischen Regimes nur heimlich beten, der Bruder ist in Griechenland zum orthodoxen Glauben konvertiert, um dort besser Fuß zu fassen, während die Schwester und der Vater ihren muslimischen Glauben leben.

Inmitten einer großartigen Natur-Kulisse flieht Besnik immer mehr vor der Wirklichkeit, verliert sich stattdessen in seiner Einsamkeit und in seinen Visionen.

In seinem Drama „Ein Licht zwischen den Wolken“ erzählt der albanische Regisseur Robert Budina unaufgeregt von der Herausforderung des interreligiösen Dialogs und von der Zerbrechlichkeit großer wie kleiner Gemeinschaften.

Eine kleine Gemeinschaft verhandelt große Fragen – und das vor atemberaubender Naturkulisse.

Ein Licht zwischen den Wolken