Die Stimme des Regenwaldes

Die Stimme des Regenwaldes

Biopic über Bruno Manser, der in den 80er Jahren mit Nomaden im Dschungel lebte und gegen die Abholzung des Regenwaldes kämpfte.

21.10.2020

Von Dorothee Hermann

Der Schweizer Bruno Manser wird seit Ende Mai 2000 in Malaysia vermisst. Im März 2005 wurde er von Amts wegen für tot erklärt. Er wäre 50 Jahre alt gewesen. Der bildgewaltige Spielfilm des Schweizer Regisseurs Niklaus Hilber zeigt die Vorgeschichte dieses Verschwindens, das noch immer nicht aufgeklärt ist.

Als Bruno Manser (sehr überzeugend: Sven Schelker) 1984 im Dschungel von Sarawak eintrifft, ahnt er nicht, dass er wenige Jahre später gegen den malaysischen Staat und die globale Holzwirtschaft kämpfen würde. Der Film setzt ein mit einer atemberaubenden Landschaft – wie vor dem Anbeginn der Welt und vor jedem menschlichen Eingriff. Gleich einem Himmelsauge schwebt die Kamera über dem Regenwald.

Im Rückblick klingt es wie ein böses Omen, als ein Bootsführer Bruno warnt: „Sind Sie sicher, dass Sie das wollen? Sie werden da drin sterben.“ Dann ist er scheinbar allein im Urwald, mit einem kleinen Zelt als einzigem Schutz.

Doch bald gewinnt Bruno das Vertrauen der Dschungelbewohner, der Penan, die als Nomaden leben. Sie beschreiben ihn so: „ein Kind im Körper eines Mannes“.

Der Ethnologe und Umweltaktivist war nicht einfach ein Aussteiger auf der Suche nach Exotik und einem Leben im Einklang mit der Natur. Er interessierte sich für das Leben der Penan, für die Tiere und Pflanzen des Dschungels. Es ist für alle ein Schock, als Stämme plötzlich markiert sind, Motorsägen kreischen, Baumriesen krachend zu Boden stürzen. Das Jagdgebiet der Penan schrumpft und kann nicht mehr alle ernähren.

Um die Holzfäller zu stoppen, schlägt Bruno gewaltfreien Widerstand vor, eine Blockade, an der sich alle Penan-Gemeinschaften in dem Gebiet beteiligen: Sie stellen sich den Lastwagen der Holzfäller entgegen. Doch die und ihre Bosse sind bewaffnet und haben den Staat und die Polizei auf ihrer Seite. Aber Bruno gehen die Ideen für den Widerstand nicht aus. Er kann nicht ahnen, wie viele Jahre scheinbarer Ohnmacht vor ihm und den enteigneten Penan liegen.

Die Dschungelversion von David gegen Goliath ist ein eindrucksvolles Leinwand-Epos mit politischer Schärfe.

Die Stimme des Regenwaldes