Die Einzelteile der Liebe
Die Einzelteile der Liebe
Sophie und Georg verhandeln als (Ex-)Paar die großen und kleinen Beziehungsthemen. Ernsthafte Trennungskomödie mit Gesangseinlagen.
Mit quietschenden Reifen fährt Georg davon. Schreiend rennt Sophie hinter dem Wagen her, in dem auch der gemeinsame Sohn sitzt. Es ist die dramatische Szene eines verzweifelten Sorgerechtsstreit. In Vor- und Rückblenden erzählt „Die Einzelteile der Liebe“, wie das Paar zusammengekommen ist, erzählt von Streit und Versöhnung, vom gemeinsamen Alltag und von den ersten frustrierenden Anzeichen der Entfremdung.
Sophie (Birte Schöink) und Georg (Ole Lagerpusch) verlieben sich ineinander, als Sophie bereits hochschwanger ist und vom leiblichen Vater des Kindes sitzengelassen wird. Sie beschließen, das Kind gemeinsam aufzuziehen – eine Familie, die sechs Jahre lang stabil ist.
Als „ernsthafte Trennungskomödie mit Gesangseinlagen“ deklariert, wirkt das Plattenbau-Drama seltsam rückwärtsgewandt, beinah zeitlos – so, wie es auch die Themen sind: die Sehnsucht nach einem Zuhause ebenso wie das Zerbrechen von Beziehungen und die damit verbundenen kleinen wie großen Schwierigkeiten.
Auch die Figuren wirken wie aus der Zeit gefallen, was schlicht dem speziellen Mode-Geschmack Sophies geschuldet sein mag, die offenbar eine Vorliebe für eigenwillige Retro-Klamotten hat.
Ihr ausgezeichneter Kurzfilm „An der Tür“, in dem sich ein getrenntes Paar durch die Kommunikation über die Gegensprechanlage bei der Übergabe des gemeinsamen Kindes wieder annähert, lieferte auch den Ausgangsstoff für Miriam Bieses Langfilm-Debüt. Es ist zugleich ihr Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.
Erstaunlich an diesem Film ist, wie gelungen Form und Inhalt miteinander verwoben sind. Die meisten Szenen spielen sich vor dem Haus, einem verwittert grauen Berliner Plattenbau, ab. Immer wieder versucht das Paar, es sich in der Beton-Tristesse gemütlich zu machen, sie in ein Zuhause zu verwandeln – sei es bei der Party im zugig-düsteren Treppenhaus, bei der Tauffeier auf dem kahlen Grün vor dem Haus oder mit dem Bau eines Paletten-Sofas.
Analog wird dieses Bemühen zum Symbol des Scheiterns. Wenn Sophie verzweifelt versucht, dem selbstgebauten Garten-Sofa mehr Beachtung zu schenken. Doch der Sommer ist vorbei, der Herbstwind weht immer wieder die Pflanzentöpfe um und auch die Polster-Kissen wollen nicht passen. Sophie und Georg bleibt nichts anderes übrig, als herauszufinden, was am Ende von der Liebe bleibt, die Bruchstücke zusammenzuklauben und neu zusammenzusetzen.
Die Tristesse des Plattenbaus trifft auf die Sehnsucht nach einem Zuhause und den verzweifelten Kampf um Familie.