Die Dirigentin

Die Dirigentin

Eine Frau träumt in den 1920er Jahren davon, Dirigentin zu werden. Doch in der von Männern dominierten Musikwelt muss sie hart für ihr Ziel kämpfen.

24.09.2020

Von Dorothee Hermann

Ob Konzertsaal oder Platzkonzert, die junge Antonia (Christanne de Bruijn), damals noch Willie genannt, lebt nur für die Musik. Als Platzanweiserin in einem prächtigen New Yorker Konzerthaus träumt sie davon, Dirigentin zu werden. Als sie sich beim Gast-Auftritt des berühmten Dirigenten Willem Mengelberg einen Klappstuhl direkt vor die Bühne stellt, um das künstlerische Handwerk ganz aus der Nähe beobachten zu können, wird sie gefeuert.

In der düsteren Wohnung, die sie mit ihren Eltern teilt, darf sie nur gedämpft Klavier spielen. Ihrer Mutter ist jede Ambition verdächtig, die über gutes Haushalten hinausgeht. Doch Antonia ist eine Frau, die sich niemals durch andere von etwas abbringen lässt. Ohne Geld geht sie nach Europa, weil sie hofft, sich dort zur Dirigentin ausbilden zu lassen, statt ihre Begabung für einen gut abgefederten Ausweg aufzugeben.

Dazu gibt es wenig Musik und wenig psychologische Feinzeichnung. Vielmehr konzentriert sich die niederländische Regisseurin Maria Peters auf die Konflikte, in die ihre Hauptfigur durch stereotype Geschlechterrollen gerät. Sogar von der Ehefrau des feinsinnigen Mengelberg, einer berühmten Sängerin, hat man nach der Heirat keinen Ton mehr gehört.

Doch der Film zeigt auch, dass es Möglichkeiten zwischen Erfolg und Totalabsturz gibt. Immerhin schafft es Antonia, ein unabhängiges Leben zu führen, keine Kleinigkeit für eine Frau in den 1920er Jahren, deren Vater Müllwerker ist. Das Biopic ist ein Weihnachtsfilm vor der Zeit, perfekt für lange dunkle Abende – samt dem Wermutstropfen, dass Dirigenten noch immer fast ausschließlich männlich sind.

Nicht viel Musik, aber stimmungsvoller Kostümfilm, der durch seine unbeirrbare Hauptfigur überzeugt.

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