Der Spitzenkandidat

Der Spitzenkandidat

Politsatire um den US-Amerikaner Gary Hart, der 1988 als Favorit der Präsidentschaftswahl galt – bis ihn eine Affäre zu Fall brachte.

15.01.2019

Von Madeleine Wegner

Der Spitzenkandidat
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„Sie regen sich für mich auf. Dabei geht sie das gar nichts an“, sagt Lee Hart (Vera Farmiga). Vor ihrem Landhaus im Westen der USA stehen Dutzende Journalisten und Übertragungswagen. Wie Geier warten sie darauf, dass die Frau des Präsidentschaftskandidaten sich zeigt. Denn ihr Ehemann, Gary Hart, soll die Nacht mit einem jungen Model verbracht haben.

Gary Hart galt 1987 als vielversprechender Favorit für eine Präsidentschaftskandidatur. Ein kühler Demokrat, der Moral in politischen Entscheidungen forderte, persönliche Fragen jedoch nur ungern beantwortete. Er war Senator Colorados, startete seinen Wahlkampf im Frühjahr 1987 einnehmend und souverän. Nach nur drei Wochen brachte ihn die angebliche Affäre zu Fall.

In „Der Spitzenkandidat“ beobachtet und verfolgt Regisseur Jason Reitman („Tully“) diesen schnellen Fall eines Favoriten. Dabei stützt sich Reitman auf das Sachbuch „All the Truth is Out“ von Matt Bai, das im medialen Umgang mit Harts Seitensprung den Ausgangspunkt für die Boulevardisierung der US-amerikanischen Politik sieht. So stellt auch Reitman den veränderten Umgang der Zeitungen mit der Privatsphäre von Politiker ins Zentrum seines Films. Er gibt Einblicke in Redaktionsbüros und zeigt, wie unterschiedlich der Miami Herald, New York Times und Washington Post mögliche Themen diskutieren.

Ob Blick auf den Menschen oder die Medien - Reitman kann sich nicht entscheiden. Letztlich fehlt es dem Film fehlt an Spannung. Das wäre an sich nicht schlimm. Doch es gibt zu wenig, was diesen Mangel ausgleicht. Hugh Jackman, gefragter Schauspieler in Hollywood und vor allem für seine Actionrollen bekannt, überzeugt in der Rolle des kühlen, professionellen Politikers. Doch wirklich nahe kommt man seiner Figur nicht. Der Fokus verschiebt sich, wie die Medienmaschinerie langsam anläuft und sich die Art der Berichterstattung allzu schnell wandelt, Politik- und Boulevard-Journalismus zunehmend verschmelzen.

Kühles Porträt, das dem Politiker nicht nahe kommt. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Rolle des Journalismus.


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Erstellt:
15.01.2019, 21:37 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 58sec
zuletzt aktualisiert: 15.01.2019, 21:37 Uhr

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