Der Glanz der Unsichtbaren

Der Glanz der Unsichtbaren

Drei Sozialarbeiterinnen beschließen, obdachlosen Frauen in einer Hauruck-Aktion ihre Schönheit und Würde zurückzugeben.

07.10.2019

Von Madeleine Wegner

Der Glanz der Unsichtbaren

Schon um 7.55 Uhr warten die Frauen ungeduldig vor den verschlossenen eisernen Toren des „L‘Envol“. Für die obdachlosen Frauen ist das Tageszentrum eine wichtige, vielleicht die einzige Anlaufstelle. Hier können sie ihre Handys und die eigenen Akkus aufladen, sich aufwärmen, duschen, etwas essen und ein offenes Ohr finden. Sie nennen sich Lady Di, Brigitte Bardot oder auch Edith Piaf – aus Scham verschweigen sie ihre wahren Namen.

Die Mitarbeiterinnen, allen voran Audry (Audry Lamy), kümmern sich aufopfernd um die Frauen. Auf Unterstützung von kommunaler oder staatlicher Seite hoffen sie vergebens. Im Gegenteil: Eines Nachts räumt die Polizei den Platz, wo viele der Frauen illegalerweise ihre klapprigen Zelte aufgeschlagen haben. Wo sollen die Frauen nun schlafen

Es sieht nicht gut aus für die Frauen vom „L‘Envol‘. Die Besucherinnen dürfen nur tagsüber herkommen und die Mitarbeiterinnen bekommen mächtig Ärger von oben, weil die Erfolgsquote zu niedrig ist. So beschließen Manu und ihre Kolleginnen, den Frauen auf eigene Faust einen Schnell-Kurs in Sachen Job und Selbstbewusstsein anzubieten. (Ganz groß mit dabei als schnoddrige Angélique: Nachwuchsschauspielerin Déborah Lukumuena.)

Große Überraschungen darf man von dieser französischen Komödie, die mindestens ebenso sehr Sozial-Drama ist, nicht erwarten. Wie sollte es anders sein, soll der beinah dokumentarisch angelegte Spielfilm doch möglichst nah an die Realität herankommen. Dabei umschifft „Der Glanz der Unsichtbaren“ gekonnt viele Fettnäpfchen und bleibt doch – trotz aller Realitätsnähe – ein Wohlfühlfilm. Das kann man wohltuend zur Kenntnis nehmen oder aber ihm vorwerfen. Doch was den Film zu etwas Besonderem macht, ist der ganzheitliche Ansatz: Regisseur und Drehbuchautor Louis-Julien Petit hat nicht nur vorab gründlich recherchiert und sich in zahlreichen Zentren landesweit ein Bild von der Situation wohnungsloser Frauen und der Sozialarbeiterinnen gemacht. Im Film selbst spielen viele Frauen von der Straße mit. Was sie schauspielerisch abliefern, ist beeindruckend.

Charmant und berührend: Profischauspielerinnen und Frauen von der Straße üben gemeinsamen Ungehorsam.

Der Glanz der Unsichtbaren

Zum Artikel

Erstellt:
07.10.2019, 23:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 00sec
zuletzt aktualisiert: 07.10.2019, 23:30 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport