Cemetery of Splendour

Cemetery of Splendour

Im Film des thailändischen Regiemeisters Apichatpong Weerasethakul fallen Soldaten in einen mysteriösen Tiefschlaf.

08.12.2015

Von Dorothee Hermann

Cemetery of Splendour

So nervig der anfängliche Maschinenlärm aus dem Off auch ist: Der neue Film von Apichatpong Weerasethakul aus Thailand („Uncle Boonmee“) fängt eine Zeit vergleichsweiser Ruhe ein. Im lichten Krankensaal eines einfachen Hospitals liegen Bett an Bett junge Soldaten, augenscheinlich im Tiefschlaf. Es bleibt offen, ob physische Verwundungen oder seelische Traumatisierungen für ihren Zustand verantwortlich sind.

Die Kamera (Diego García) folgt einer nicht mehr jungen, stark hinkenden und damit ihrerseits versehrten Frau (Jenjira Pongpas) auf dem Weg in das Krankenhaus. Man sieht, wie sie sich mit großer Behutsamkeit demjenigen der jungen Männer zuwendet, um den sich sonst niemand kümmert. Weil niemand weiß, warum die Soldaten von der rätselhaften Schlafkrankheit befallen wurden, konsultieren die Angehörigen das Medium Keng (Jarinpattra Rueangram).

Keng ist es auch, die sich mit Jenjira die Geschichte des Krankenhausgeländes und des Wäldchens am Fluss vergegenwärtigt, einst königliche Begräbnisstätte. Der Regisseur evoziert Bilder jenseits der Bilder, wenn die beiden Frauen die imaginären Reste eines Palastes zu erkennen glauben, von rosa Stein und burmesischer Jade sprechen. Ihre Gespräche sind eingebettet in Vogelstimmen, das Rascheln des Windes in den Zweigen, ein Ping-Pong-Spiel oder das Krähen eines Hahns.

Der Maschinenlärm aber stammt von einem Bagger, kurz davor, das gesamte Gelände auszuheben und einer neuen Bestimmung zuzuführen in einem Land im Umbruch – in Thailand herrscht seit Mai 2014 eine Militärdiktatur.

Zwischen betäubten Soldaten und untergegangenen Königen: eine Frau erinnert sich.

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Erstellt:
08.12.2015, 15:49 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 44sec
zuletzt aktualisiert: 08.12.2015, 15:49 Uhr

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