Blinded By The Light

Blinded By The Light

Biopic über einen britischen Teenager pakistanischer Abstammung, der in den 80er Jahren Mut in den Texten Bruce Springsteens findet.

27.08.2019

Von Dorothee Hermann

Blinded By The Light

Das England von Margaret Thatcher war ein harscher Ort zum Erwachsenwerden. 1987 herrscht Massenarbeitslosigkeit. In der Provinzstadt Luton nördlich von London machen Rechtsradikale Stimmung und wollen den 16-jährigen Javed (Viveik Kalra) auf dem Nachhauseweg überfallen. In der Familie macht dem Sohn pakistanischer Einwanderer sein Vater (Kulvinder Ghir) Druck, einen ordentlichen Beruf zu ergreifen. Als der Vater nach 17 Jahren Schichtarbeit beim Vauxhall-Werk mit tausenden anderen über Nacht seinen Job verliert, ist er zuhause noch präsenter.

Nur sein Walkman hilft Javed gegen das Gefühl, in der falschen Stadt und in der falschen Familie zu leben. Doch seine Mitschüler finden seine Vorliebe für Bruce Springsteen hoffnungslos retro. So muss Javed gegen unvereinbare Erwartungen von allen Seiten kämpfen. Für seinen Vater sind nur Buchhalter oder Immobilienmakler ernstzunehmende Jobs. Dass sein Sohn Schriftsteller werden will, schockiert ihn.

Bei der Schülerzeitung und in der Radiostation der Schule haben Jungs aus alteingesessenen britischen Familien das Sagen. Doch es gibt auch eine Lichtgestalt: Die Literaturlehrerin Miss Clay (Hayley Atwell) glaubt an Javeds Begabung und ermutigt ihn, die eigene Stimme zu finden. Und die punkig angehauchte Mitschülerin Eliza (Nell Williams) mag ihn. Sie setzt sich als Aktivistin für die Freilassung von Nelson Mandela ein.

Die britische Regisseurin Gurinder Chadha schildert Javeds Geschichte nicht so schwungvoll wie die der 17-jährigen Jess, die im Kino-Hit „Kick it like Beckham“ (2002) ihre Fußballleidenschaft gegen ihre äußerst traditionsbewussten britisch-indischen Eltern durchsetzen muss. Doch das Lastende der Provinzverhältnisse und einer sozial erodierenden Gesellschaft kommt so vielleicht noch überzeugender zum Ausdruck. Der Film beruht auf dem Erinnerungsbuch „Greetings from Bury Park – Race, Religion and Rock’n’Roll“ von Sarfraz Manzoor. „Bury Park“ heißt das Reihenhausviertel in Luton, in dem Javed mit seiner Familie und seinem Kindheitsfreund Matt lebt.

Nicht so spritzig wie „Kick it like Beckham“, aber dafür vielleicht näher an der sozialen Realität von Thatcher-England.

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Erstellt:
27.08.2019, 15:10 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 59sec
zuletzt aktualisiert: 27.08.2019, 15:10 Uhr

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