Birds of Passage

Birds of Passage

Verblüffender Drogen-Western aus Kolumbien, der in einer Zeit der Unschuld spielt, bevor sich die Kartelle festsetzen.

03.04.2019

Von Dorothee Hermann

Es hat etwas Absurdes, wie der junge Rapayet und sein lockerer Kumpel Ende der 1960er Jahre an einem kolumbianischen Strand auf langhaarige Hippietypen aus den USA treffen. Die gehören angeblich zu einem Friedenscorps und sind betont antikommunistisch eingestellt, wollen aber nicht auf ein bisschen Entspannung durch Gras verzichten. Deshalb kommt Rapayet (José Acosta) ins Spiel. Er hat Kontakte zu den Wayuu im Hinterland, die Marihuana anbauen.

Es ist die altbekannte Geschichte: Rapayet lässt sich auf das Geschäft ein, weil er sonst das Brautgeld für die geliebte Zaida (Natalia Reyes) nicht aufbringen könnte.

Er ist bei einem Onkel aufgewachsen. Seine Bindung an den traditionellen Wayuu-Clan mit der Matriarchin Ursula (Carmiña Martínez) ist bereits gelockert.

Unter den westernähnlich weiten Himmeln über der Halbwüste wirken die zunächst spärlichen Figuren wie für die Ewigkeit festgebannt. Häufig sind die Panorama-Aufnahmen Wendepunkte, an denen sich die Geschehnisse neu ausrichten, zum Guten oder zum Bösen. Als schließlich Pick-ups und Kleinflugzeuge der Drogenkuriere die Stille zerreißen, kann die Spirale von Geld und Blut, Gier und Gewalt keiner mehr aufhalten.

Das Regie-Duo Ciro Guerra und Cristina Gallego („Der Schamane und die Schlange“) liefert ein Epos von archaischer Wucht, das die Entstehung der kolumbianischen Drogenkartelle erhellt.

Erbarmungslos wie ein Mythos: Ein junges Paar und sein Clan verstricken sich immer tiefer ins tödlichste aller Geschäfte.

„Pájaros de verano“ (Birds of Passage) war der Abschlussfilm des Cine Espanol 2018 in Tübingen.


Birds of Passage